Hamburg
Illusion
Traum – Identität – Wirklichkeit
Kunsthalle 06.12.2024–06.04.2025
von Rainer Unruh
Es gibt die Virtuos*innen und die Spielverderber*innen. Die einen feiern die Magie der Kunst. Sie schaffen Bilder, die unsere Wahrnehmung verwirren, sodass wir nicht mehr wissen, wo der Schein beginnt und die Realität aufhört. Die anderen blicken hinter die Kulissen. Sie zeigen, wie die Tricks der Täuscher funktionieren, und schieben dadurch den Schleier der Verblendung ein Stück weit zur Seite. In der historisch und thematisch weit ausgreifenden Ausstellung Illusion: Traum – Identität – Wirklichkeit im Hubertus-Wald-Forum der Hamburger Kunsthalle mit rund 150 Werken aus mehr als 500 Jahren sind beide Arten von Künstler*innen vertreten.
Am Anfang steht der Mythos. Im ersten von zehn motivisch geordneten Räumen geht es um die Folgen eines berühmten Wettstreits der Antike. Zeuxis und Parrhasius traten im 5./ 4. Jahrhundert v. Chr. gegeneinander an, um zu ermitteln, wer von ihnen der bessere Künstler sei. Parrhasius gewann, als Zeuxis ihn aufforderte, den Vorhang von seinem Gemälde wegzuziehen, sich dieser aber als gemalt herausstellte. Eine ähnliche Anekdote rankt sich um Giotto, der eine Fliege so virtuos malte, dass Cimabue sie verscheuchen wollte. Die Ausstellung folgt dem Motiv durch die Jahrhunderte, von der Biblia Padovana (um 1400), dem ältesten Exponat der Schau, über eine Radierung Ludovico Mattiolis aus dem 17. Jahrhundert und Kiki Smiths grafischer Arbeit fly (1997 / 98) bis zu Lars Eidingers Fotografie Budapest (2022), einer Aufnahme von Fliegen, die an einem leuchtend grünen Streifen kleben.
Diese Herangehensweise, alte mit moderner und zeitgenössischer Kunst zu konfrontieren, setzt sich in den weiteren…