HA Schult:
Ikonen des Konsums
GESPRÄCHSPARTNER: JÜRGEN RAAP
Du hast schon relativ früh Kunstaktionen mit Werbestrategien verbunden…
HA.S.: Als ich 1970 die “Aktion 20 000 km” durchführte, kannte man den Begriff des Kunst-Sponsorings überhaupt noch nicht. In jenen Jahren war der Fetisch “Auto” unantastbar, ich wollte dieses Auto zum Instrument machen, als Pinsel einsetzen mit der Autobahn als Leinwand, um diesen Fetischcharakter umzukehren. Eine Fahrt von 20 000 Kilometer in 20 Tagen, um am eigenen Leibe das nachzuvollziehen, was der Autofahrer tagtäglich erlebt, rief bei den angesprochenen Sponsoren erst einmal nur Kopfschütteln hervor. Die fragten nach dem Sinn des Ganzen, bei Bosch schenkte man mir eine Flasche Schwarzwälder Kirschwasser in Form einer Zündkerze, das war sozusagen mein erster Erfolg bei einem möglichen Sponsor. Es war sehr mühsam, aber aus Eigenmitteln hätte ich diese Aktion damals nie finanzieren können. Geld bekam ich nicht, nur Sachleistungen als Benzin, Reifen, Inspektions- und Reparaturservice. Der Name der Benzinfirma prangte als Aufkleber auf der Karosserie, und als ich am letzten Tag der Aktion mit dem Wagen ins Fernsehstudio fuhr, bestand man darauf, diesen Aufkleber abzudecken.
In Sachen Schleichwerbung reagierte man damals weitaus zimperlicher?
HA.S.: Bei einem Rennfahrer wie Niki Lauda hätte man auch damals gewiß nicht den Wagen wegen der Werbeaufkleber ausgeblendet. Im Kulturbereich würden die TV-Bosse heute noch genauso reagieren, denke ich: keine Werbung im Bild.
Doch genau das erhoffen sich doch die Sponsoren?
HA.S.: Wenn ein Auto mit den Ikonen des Konsums beklebt ist, so ist das doch eine ganz typische Zeiterscheinung. Durch den Medienerfolg dieser Rallye wurde das Sponsern…