Jürgen Raap
Igor Sacharow-Ross
Inneres Observatorium
Michael Iwanowitsch Sacharow hatte in Sofia als russischer Frontoffizier des 2. Weltkriegs Valeria Alexandrowna Marchukowa geheiratet. Ihre Familie stammte ursprünglich aus Kiew und war nach der Niederlage der weißrussischen Armee gegen die Bolschewisten nach Bulgarien emigriert. Zu Stalins Zeiten bedeutete eine solche, zudem kirchlich vollzogene Heirat Degradierung des Offiziers und Verbannung für 25 Jahre nach Sibirien. So wurde Sohn Igor 1947 in Chabarowsk unweit der chinesischen Grenze geboren.
Es mag Künstler geben, bei denen eine monografische Darstellung ihres bisherigen Gesamtwerks sich auf die Beschreibung einer Entwicklung konzentrieren kann, bei der private, alltägliche Lebensumstände, familiäre zumal, eine untergeordnete Rolle spielen. Biografische Verweise hätten dann eher den Charakter einer rein anekdotischen Anreicherung.
Bei Igor Sacharow-Ross hingegen sind die verschiedenen Werkphasen in gewisser Weise nur in Kenntnis auch der Herkunft und der jeweiligen äußeren Zeit- und Lebensumstände begreifbar. Wenn in einer solchen Monografie somit auch auf die außerkünstlerischen Hintergründe rekurriert werden muß, so gilt dies im übrigen nicht nur für die politischen Verhältnisse in der Sowjetunion der Breschnew-Ära:
Urkräfte und Energiefelder
Das intensive Erlebnis der sibirischen Taigalandschaft in der Jugend prägte z.B. ein Naturverständnis, durch das sich u.a. der kognitive Hintergrund der Bilder und Installationen in den achtziger und neunziger Jahren erschließt, bei denen biologisch-organische Momente einfließen, Blattformen oder molekulare Strukturen.
Auch bei den Konzepten zu den physikalischen Konstruktionen wirken diese Erinnerungswerte in der naturphilosophischen Komponente nach, zumindest mit einer gewissen Verhaltenheit.
Sein Naturbegriff ist ein völlig anderer als jener der romantischen und früh-modernen Künstler im westlichen Europa – die Thematisierung von Natur kreist bei…