Frank Frangenberg
Igor Makarewitsch / Jelena Jelagina
»Leben im Schnee.Die Reise auf der Eisscholle«
Krings-Ernst Galerie, 15.9.1995 – 10.1.1996
Der Moskauer Konzeptualismus hat ein Stadium erreicht, in dem er entweder offen sein Verschwinden thematisiert oder Strategien des Überlebens probiert: Untertauchen, Eingraben, Überwintern. Wie in der Ausstellung “Leben im Schnee” des Künstlerpaares Igor Makarewitsch und Jelena Jelagina. Beide gehören zu der älteren Generation des Moskauer Konzeptualismus, der Generation um Ilya Kabakov und Viktor Piwowarow, die – mehr oder weniger häufig – an den Performances der Gruppe der Kollektiven Aktionen teilnahmen. In den 70er Jahren gab es eine Reihe von Aktionen, die die Teilnehmer aus Moskau heraus in den weißen, leeren Raum der unberührten Schneelandschaften führte – von hier datiert bereits die Idee der Arbeit mit der “russischen Kälte”. Seit ein paar Jahren betreiben beide Künstler eine “Archäologie des Sowjetischen”, anonyme Texte aus der Stalin-Periode, “maximal massenhafte und zuverlässig vergessen” wie sie Michail Ryklin im Katalog zur Ausstellung beschreibt, werden unter dem Deckmantel der “bescheidenen Restauratoren” aufgestöbert und durch ein visuelles Äquivalent illustriert. Aus der Lektüre entstanden, verschwinden die Installationen wiederum im Text, die Ausstellung bildet nur einen Teil der Künstler-Erzählung. Der Betrachter und Leser muß nicht allein die Installation sehen und die Texte im Katalog versuchen zu verstehen: vor allem muß er die ihm präsentierte Fiktion glauben. Dazu gehört offensichtlich Naivität. Und diese Naivität koinzidiert mit dem Sujet der Installationen, dem Totalitarismus, wobei es den Künstlern scheinbar egal ist, ob es sich um den Totalitarismus russisch-sowjetischer oder deutsch-faschistischer Prägung handelt, da, in Ryklins…