Ignacio Uriarte
In gleichmäßig kreisenden Bewegungen füllen die Linien ihr Blatt. Zu sehen ist ein geradezu klassisches Allover, mit einer fast schon gläsernen Tiefenräumlichkeit. Aus den vielfarbigen Bewegungen summiert sich jeweils ein dominierender Farbeindruck. Als Kritzeleien, oder um es ganz korrekt zu sagen, als „Münchener Kritzelmatrix“ bezeichnet, gefällt sich diese 12teilige Arbeit von Ignacio Uriarte in einer sympathischen Untertreibung; obwohl das Kritzeln an sich ein menschlicher Urtrieb der zivilisierten Zeitgenossen sein mag, der hier synergetisch gelenkt wurde, um zu solch einer glanzvollen Erscheinungsform zu gelangen. Das Material kommt nicht von Boesner und Co, Uriarte hat mit ‚dokumentenechten’ Kugelschreibern gearbeitet, das Papier mag griffbereit auf dem Schreibtisch gelegen haben. Der Künstler lebt und wirkt im Büro, alles was da schon immer gebraucht wurde, bestimmt seine Arbeit. In diesem besonderen Kontor gibt es noch Schreibmaschinen, Kopierstifte oder Permanentmarker. Die ganz spezielle Herkunft ist das eine, das andere ist eine Kunst, die sich im Vollzug gleichsam transzendiert und doch noch einen Schatten ihrer Herkunft mit sich führt. Es geht möglicherweise auch um ein Fest der ‚Armen’ Dinge. Eine offensichtliche Strategie dieses außergewöhnlichen Büroalltages ist die Zeichnung, doch erstellt Uriarte auch Skulpturen, etwa 128 im Kreis angeordnete Leitzordner, in denen zerknülltes Papier abgeheftet wird, um dem Ganzen Stabilität zu verleihen. Die Umrisse suggerieren eine perfekte Ordnung. Winkellineale und Geodreiecke arrangieren sich in konstruktiver Anmut. In einer Audioinstallation lässt er den Achtstunden Tag nachzählen oder Videoanimation einen Papierstapel steigen und schrumpfen, wie ein Messgerät der fließenden Zeit.
Der biographische Hinweis, dass Ignacio Uriarte zuerst Betriebswirtschaftslehre studiert und…