Ignacio Uriarte
„Ganz genau auf etwas ganz Banales schauen“
Ein Gespräch von Franz Thalmair
Der Arbeitsalltag im Büro unterscheidet sich kaum von dem im Atelier, in beiden Fällen wird unterschiedlichstes Material zu einem bestimmten Thema in Form gebracht. Der spanisch-deutsche Künstler Ignacio Uriarte ist mit beiden Situationen vertraut. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaft hat er in internationalen Konzernen gearbeitet und dort den Tagesablauf zwischen Kopien, Kugelschreibern und Excel-Listen kennen gelernt. Auch als Künstler bringt er jene Materialien und Medien, mit denen er zu arbeiten begonnen hat, wieder zum Einsatz: Er arbeitet mit Druckerpatronen, die – im Büroalltag ungewollt, als Künstler intendiert – ihre Spuren hinterlassen, er verwendet das Blau, Rot, Grün und Schwarz des BIC-Kugelschreibers oder Kalkulationstabellen und Millimeterpapiere. Uriarte stellt seine Kunst zwar mit analogen Mitteln her, methodisch folgt er jedoch einer maschinellen Logik, die von Null und Eins bestimmt wird und nicht nur den Büro- sondern vor allem auch den Alltag im Atelier des 21. Jahrhunderts mehr denn je gestaltet. Der Künstler experimentiert mit den Gerätschaften, die ihm aus seinem vergangenen Berufsleben bekannt sind, indem er sich den Handlungsabläufen stellt, die an die Werkzeuge gekoppelt sind. Uriarte zufolge handelt es sich dabei um „lächerlich kleine Gesten und Routinen“ wie etwa das Falten eines Briefes bevor dieser in einen Umschlag kommt oder das Kritzeln auf Papier während eines Telefonats.
Das Ergebnis, das häufig durch Wiederholung ein und desselben Bewegungsmusters erzielt wird, lässt Kunstwerke entstehen, die die Formensprache von Minimal und Konzeptkunst aufnehmen, diese jedoch mit den generativen Methoden der Kunstproduktion in…