DORA IMHOF
If on a Winter’s Night …
Roni Horn …
Fotomuseum Winterthur, 29.3. – 1.6.2003
Je länger sie das Wasser fotografiere, desto weniger wisse sie, was es eigentlich sei, sagte Roni Horn in einem Interview. Steht man vor oder besser in – denn sie erstreckt sich wie ein Fries über die vier Wände eines Raums – der Fotoserie “Some Thames” (2000), kann man die Aussage der 1955 in New York geborenen Künstlerin leicht nachvollziehen. Die Offsetdrucke zeigen in Nahaufnahmen die Themse. Die trübe Brühe erscheint in verschiedensten Farbschattierungen: schlammfarben, flaschengrün, dunkelgrau, silbrig, gelblich, blau. Tritt man näher an die Bilder, beginnt sich die glänzende opake Wasseroberfläche zu verfestigen: Sie gleicht Elefantenhaut oder verwandelt sich in Landschaften, in Sanddünen, Geröll und Felsen des Hochgebirges oder Kraterlandschaften auf dem Mond. Die Struktur der gekräuselten Wasseroberfläche scheint sich bisweilen sogar aufs Papier zu übertragen.
So ist es wohl letztlich auch gar nicht die Essenz der Dinge, die Roni Horn in ihren Arbeiten zu ergründen sucht, sondern ihre Erscheinungen. Das genaue Registrieren der Nuancen von Veränderungen ist das verbindende Element ihres sich in verschiedenste Stränge – minimalistische Skulptur, Zeichnung, Fotografie – verzweigenden Werks. Das macht die Serie zum folgerichtigsten, natürlichsten Format der Künstlerin. Das Fotomuseum Winterthur zeigt fünf davon. Alles Fotografien, dem seit Beginn der neunziger Jahren wichtigsten Medium Horns. Auch hier zeigt sich in der motivischen Vielfalt eine gemeinsame Haltung: das nüchterne, aber empathische und immer unaufdringliche Beobachten der Dinge, ihrer Veränderung und damit auch der Zeit.
Neben Naturphänomenen – Wasser, Wolken – ist das Porträt…