Uta M. Reindl
Idris Khan every…
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen / K20, Düsseldorf, 26.1. – 9.3.2008
Schichtungen, Konturen scheinen zu oszillieren. Buchstaben, Ziffern, Zeichen sind in der Unschärfe kaum identifizierbar. Die Gegenständlichkeit löst sich auf, sie erhält eine seltsame Transparenz in den Bildwelten von Idris Khan. Das gilt ansatzweise für seine Video-Arbeiten, wesentlich jedoch für die Fotografien des britischen Künstlers. Die dort auf Spuren und Schatten verdichteten Bildüberlagerungen lassen den Kunstkenner in den Fotografien bedeutende Werke der Kulturgeschichte wieder erkennen, deren sich der Künstler bedient. „Appropriation Art“ heißt das Genre, bei dem Werke von Künstlern wiederholt werden, um so die Beziehung zwischen Original und Originalität zu reflektieren. Dabei – das sei hier noch angemerkt – zielt die Aneignungskunst auf mehr ab als auf das bloße Kopieren, was ohnehin in der Kunstgeschichte schon fast üblich ist. Diesbezüglich kunstkritisch und radikal ging da die amerikanische Aneignungskünstlerin Sturtevant vor, weil sie zeitgleich etwa zu den Massen-Produktionen von Andy Warhol, der selbst schon die Aura des Originalwerkes durch seine Siebdruckserien hinterfragte, verblüffend gleiche Bilder herstellte. Sturtevants konzeptuelle Strategie richtete sich unter anderem gegen den Mythos des genuinen Kunstwerks, gegen die derzeit noch stärker von Männern dominierte Kunstwelt.
Die Aneignungskunst von Idris Khan ist eher impressionistisch angelegt, zumal der 1978 geborene Brite sagt: „I appropriate what overwhelms me“ („Ich eigne mir das an, was mich überwältigt“). Er arbeitet auch nicht unbedingt zeitgleich mit dem Künstler, dessen Werk er sich aneignet. Seine Bildgegenstände sind meist Ikonen aus verschiedenen kulturgeschichtlichen Epochen, deren Reproduktionen der Künstler scannt, er bearbeitet diese Scans oft auf…