Identifikation schaffen – über aktive Teilhabe, nicht über Konsumhaltungen
Matthias Reichelt im Gespräch mit Marius Babias
Im Sommer wurde Marius Babias zum Direktor des Neuen Berliner Kunstvereins (NBK) ab 2008 gewählt. Der politisch positionierte Kritiker, Kurator, Autor und Lehrende hat sich in den letzten Jahren in vielen Projekten mit der Osterweiterung der EU und den Auswirkungen auf die europäischen Identitäten befasst. Dass sich der bürgerlich-gediegene NBK mit seinem bislang politisch eher unspektakulärem Programm für Marius Babias entschied, hat nicht wenige im Berliner Kulturbetrieb überrascht.
Über seine bisherige Arbeit sowie seine Pläne für den NBK sprach Matthias Reichelt mit Marius Babias im Oktober 2007 in Berlin.
Du bist 1962 in Rumänien geboren. Wo wurdest du maßgeblich sozialisiert?
Das ist eine typische Frage. Als die Nachricht bekannt gegeben wurde, dass ich die Leitung des NBK übernehmen werde, stand das in jeder Zeitungsmeldung. Davor bin ich nie so wahrgenommen worden. Und für osteuropäische Kunst interessiere ich mich erst seit einigen wenigen Jahren. Davor war ich mit ganz anderen Dingen befasst. Das ist ein interessantes mediales Phänomen, wie man identitäre Hülsen finden muss für Leute, die in Leitungsfunktionen aufrücken. Du bestätigst das mit deiner Frage. Es hat schon einen neokolonialen Beigeschmack, wenn man jemanden auf seine Herkunft reduziert bzw. ihn dahin konstruiert.
Das will ich gar nicht, aber ich will deinen Werdegang verstehen. Und ich habe deine Sensibilität und dein Engagement in Sachen Osteuropa und osteuropäische Kunst aus deiner Geschichte her verstanden.
Nein, mit Osteuropa beschäftige ich mich seit wenigen Jahren, und das auch nur in einem gesamteuropäischen Kontext. In…