Claudia Posca
Icke Winzer
»Malerei«
Staatliches Museum Schwerin, 24.6. – 18.9.1994 Karl Ernst Osthaus-Museum, Hagen, 4.2. – 16.4.1995
Der Kunst des 20. Jahrhunderts, insbesondere jener der 60er Jahre ist ein Ausstellungszyklus gewidmet, den das Staatliche Museum Schwerin mit einem Werküberblick über das Schaffen Icke Winzers (geboren 1937 in Berlin) gestartet hat. Ein Unternehmen, das als Versuch anzusehen ist, vor dem Hintergrund der ehemaligen DDR-Kunstlandschaft und ihrer vorrangig gegenständlichen Bildsprache eine andere Position der Malerei zu etablieren. So gewinnt die Präsentation der ungegenständlichen Kunst Icke Winzers in dem Ende des 19. Jahrhunderts gebauten neoklassizistischen Museumsgebäude – übrigens Sitz einer bedeutenden Kollektion holländischer und flämischer Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts – einen fast sinnbildlichen Charakter. Am Horizont des Alten erscheint Neues. Eine Situation ist provoziert, die mit Blick auf Rezeption und Akzeptanz des bis dato Nichtwahrgenommenen den eigenen Schwierigkeiten im Umgang mit der Kunst der früheren DDR ähnelt. So wie der Blick auf Ost-Kunst hier nicht unerhebliche Schwierigkeiten bereitet, so ist die Wahrnehmung konkreter Kunst dort mit gleichem Argwohn und vorsichtiger Distanz verknüpft.
Vor allem aus diesem Denken heraus ist eine Ausstellung mit Werken von Icke Winzer wichtig. Daß sie dabei dezidiert die Entwicklungsgeschichte und Individualität seiner Malerei in den Mittelpunkt stellt, spricht für gute Vermittlungsarbeit. Andererseits stellt sich heute bei jeder Ausstellung konkreter Malerei die Frage, ob damit über die Sensibilisierung und Aufklärung hinaus noch echte Spannung verbunden ist.
In den 60er und 70er Jahren steht Icke Winzer für eine radikal konkrete Malerei ein. Gegenständlichkeit, Expressivität, Raumillusionierung, harmonische Komposition und Buntfarbigkeit spielen keine Rolle….