MARTIN FRITZ
ICH WILL DA REIN!
NEID UND HABGIER IM KUNSTSYSTEM UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG VON ERÖFFNUNGEN
“But we are the Guggenheim – we have free entrance everywehre!”1
Im Gegensatz zu Kindern ist Neid, Habgier und Konkurrenz im Kunstfeld nicht nur psychologisch motiviert, sondern auch ökonomisch bedingt und somit leichter erklärbar2. Fragen der internen Verteilungsökonomie werden jedoch oft zu Gunsten eines geschlossenen Auftritts gegenüber kunstferneren Gesellschaftsbereichen (etwa: Medien, Financiers, Politik) nicht freimütig angesprochen oder durch alt bekannte, effiziente Klischees verschleiert. Daher eröffnet sich in der Thematisierung dieser internen Politiken unversehens eine Diskurslücke: So routiniert und akribisch mittlerweile “externe” politische Faktoren und Hintergrundinformationen in der Beschreibung und Kritik von Ausstellungen zur Anwendung gebracht werden, so wenig hört und liest die Teilöffentlichkeit über den Bauplan der eigenen Maschine. Auch den Verfasser beschränken die Gebote der Loyalität und Professionalität in der Herstellung transparenter Fachöffentlichkeit zu zentralen Fragen betrieblicher Praxis – doch sollte darauf hingewiesen werden, dass diese Faktoren eben auch verantwortlich sind für die titelgebenden Phänomene dieses Hefts. Es wird daher der Versuch unternommen werden, das Schwerpunktthema in eine materialistische Betrachtungsweise des Kunstsystems und seiner Eigenheiten einzuordnen. Nach einer allgemeinen Einführung werden Ausstellungseröffnungen für manches als Anschauungsbeispiel dienen.3
Strukturelle Offenheit und Angebotsüberhang
Im Bereich des Zeitgenössischen befinden wir uns in einem Markt4 mit Angebotsüberhang, der noch dazu ständig erst festlegen muss, was auf ihm gehandelt wird. Um den soziologischen Begriff als Metapher zu missbrauchen, wird auf dem Feld mehr gesät als geerntet. Vor allem aber kann von jedem/jeder ausgesät werden, was er/sie gerade dafür geeignet hält, zum Blühen zu…