Arnaldo Antunes
»Ich strebe die Interaktion der Zeichen in einem einzigen Produkt an«
Gesprächsaufzeichnung von Augusto Massi
Einführung von Paolo Bianchi
»Es ist paradox: Die Kultur der Moderne, welche die Spezialisierung im Produktionsprozeß schuf, bewirkte in der Sprache die Interaktion der Codes. Ich glaube, daß das geschriebene Wort heute zur Musik hin tendiert, welche das lesende Auge zum Tanzen verführt, um damit der Sprache eine neue Bedeutsamkeit zu verschaffen.«
Arnaldo Antunes
Vom ersten brasilianischen Punk-Poeten & -Sänger der Titãs hat sich Arnaldo Antunes zum multimedialen Performer der neunziger Jahre gewandelt. Oszillierend zwischen einer minimalistischen und konzeptualistischen Ästhetik einerseits und einer Ketten- reaktion von opulenten, bunten und schrillen Tunnelfahrten in innere und äußere Welten andererseits, hat er 1993 in Zusammenarbeit mit seiner Frau Zaba Moreau seine erste Soloarbeit im Triplepack vorgelegt: “Nome” (“Name”), eine Art “Kopf-öffne-Dich”-Projekt, daß praktisch alle Sinne gleichzeitig attackiert, ein Gesamtkunstwerk aus Wörtern, Tönen und Bildern. Die CD zum Hören, das Video zum Anschauen und ein kleines Text- & Bilderbuch zum weiteren Staunen. Oder ist alles ganz anders gemeint: Das Video lesen, das Buch hören und die Platte sehen.
Puristischer Prediger
Der urbane Multimedia-Poet Arnaldo Antunes aus São Paulo bringt Fremdheit und Kühnheit in die Massenkultur, denn als “Zeichenschmuggler”, wie er sich selbst nennt, tut er immer alle drei Dinge gleichzeitig, ohne dabei die Nuancen zu verlieren. Er entziffert und gebraucht alle Codes seines Rohstoffs, der Sprache, ohne sie zu vergewaltigen. Als Ex-Titan der Titanen ge- und miß-braucht er das Experimentelle, ohne jedoch jenseits der redundanten Logik der Massenkultur stehen zu müssen. Er ist…