Ich sammle Kunst – keine Aktien
Ein Gespräch mit dem Sammler Werner Dohmen
von Oliver Zybok
Dr. Werner Dohmen, lebt und arbeitet in Aachen. Lehrpraxis für Allgemeinmedizin der Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen. 1986 Gründungsmitglied des Neuen Aachener Kunstvereins (NAK), seit 1988 Vorstandsvorsitzender. Seit Mitte der 1980er Jahre Aufbau einer Sammlung zeitgenössischer Kunst, mit besonderem Augenmerk auf Positionen nichtwestlicher Provenienz. Zur Zeit engagiert sich Werner Dohmen intensiv für das interkulturelle Projekt „No es arte“.
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Oliver Zybok: Du bist als Sammler in die Arbeit der Forschungsgruppe „No es arte“ eingebunden. Kannst Du etwas zu dem Vorhaben sagen?
Werner Dohmen: Während der Kolonialisierung Südamerikas wurden unter anderem aus heiligen Stätten Goldarbeiten der Tairona gestohlen, die sich heute in Museen, im Privatbesitz oder aber im Handel befinden. Oft handelt es sich um sogenannte SEWA, eine Art Heiligtümer von denen die heute in den Bergregionen Kolumbiens lebenden Kogi – die ethnischen Nachfahren der Tairona – glauben, dass sie keine tote Materie darstellen, sondern wie Personen ein Eigenleben besitzen. Ich als Sammler unterstütze diese Forschungsgruppe, im Wesentlichen vertreten durch die beiden Künstler und Philosophen Christoph Balzar und Hanune Shalati, indem ich diese SEWA zum Beispiel aus dem Handel bzw. dem Antiquitätenmarkt zurückkaufe, um sie dann dem Volk der Kogi zur Rekontextualisierung wieder zurückführen zu lassen. Es ist traurig, dass wir unwissend, respektlos oder gar arrogant Heiligtümer anderer Völker zu Kunstgewerbe deklassieren, hier in ethnologischen Museen ausstellen oder aber als „Gold = Geld“ behandeln. Es wird Zeit, dass wir unsere diesbezügliche Einstellung und Sichtweise ändern.
Was war bei Deinen letzten Streifzügen…