MARKO LULIC
ICH SÄGE AM DENKMAL
EIN GESPRÄCH MIT RAINER METZGER
Beginnen wir mit einem Zitat aus dem DuMont-Reisetaschenbuch Weimar: “Der Architekt und Leiter des Bauhauses, Walter Gropius (1883 bis 1969) schuf aus Ehringsdorfer Kalkstein das Denkmal der Märzgefallenen, auch ‘Blitz’ genannt, zu Ehren der am 15. März 1920 vor dem Volkshaus durch Maschinengewehrfeuer ermordeten Teilnehmer an einer Demonstration zur Niederschlagung des Kapp-Putsches. Es wurde am 1. Mai 1922 enthüllt und symbolisiert ein zum Sturm aufgepflanztes Bajonett. Das während der Naziherrschaft 1935 zerstörte Denkmal wurde nach der Zerschlagung des Hitlerfaschismus in seiner ursprünglichen Gestalt wiederhergestellt und 1946 eingeweiht.”
Marko Lulic hat diesem Denkmal in einer seiner jüngsten Arbeiten eine erweiterte Gestalt gegeben. Er hat es in Holz nachgebaut und mit Leder überzogen, wo es nun dastand im Januar/Februar 2004 in der Wiener Galerie Senn als ein Stück Kunst und schlicht “Walter” hieß. Die Ingredienzien dessen, was man in den letzten Jahren zusammenrührte, um derlei für gut zu halten, waren versammelt: Das Prinzip Erinnerung, das Prinzip Modell, das Prinzip Kunst über den Modernismus, das Prinzip linkes Bewusstsein.
Marko Lulic, 1972 in Wien als Sohn eines kroatischen Vaters und einer serbischen Mutter zur Welt gekommen, wurde im Alter von zwei Jahren in das damals noch intakte Jugoslawien gebracht, verließ es mit sechs wieder, um in seiner Geburtsstadt die übliche Laufbahn als Schüler und Hochschüler zu absolvieren. Er studierte an beiden Wiener Kunstakademien. Beeinflusst vor allem von der Lektüre von “Spex” und der dort artikulierten Nähe zu Kippenberger und den West Coast-Leuten, ist Lulic jetzt auf dem…