“Ich kann beim besten Willen kein Hakenkreuz entdecken.”
Georg Bussmann im Gespräch mit Heinz Schütz
Vor vierzehn Jahren, als Sie Leiter des Frankfurter Kunstvereins waren, veranstalteten Sie die erste umfassende Ausstellung über die Kunst des “Dritten Reiches”. Heute, wo die Auseinandersetzung um den Nazismus sowohl in der Politik als auch in der Kunst Wellen schlägt, planen Sie für den Herbst dieses Jahres eine Ausstellung in Hamburg. Was wird Ihr Thema sein? Wie beurteilen Sie Ihre Nazismus-Ausstellung heute?
Die Ausstellung “Kunst im 3. Reich – Dokumente der Unterwerfung” war zwar eine riskante Ausstellung, aber man wußte, wer der Gegner war, d. h. es handelt sich um eine klar antifaschistische Ausstellung und, auch wenn dies anfangs nicht von allen so gesehen wurde, nahm sie eine eindeutige Position ein. Wenn man nun aber begriffen hat, daß das Thema Faschismus einen an Grundprobleme der Organisation einerbürgerlichen Gesellschaft und deren Kultur führt, läßt sich das dann nicht mehr so einfach abhaken. – Die für Hamburg geplante Ausstellung heißt “Arbeit in Geschichte – Geschichte in Arbeit”. Die Dialektik des Titels verweist darauf, daß der Künstler einerseits an einem geschichtlichen Thema arbeitet, andererseits dadurch aber auch Geschichte erst herstellt…. Ende der siebziger Jahre fing es an, daß man Künstlern wie Baselitz, Kiefer, Lüpertz oder Syberberg Nähe zum Nationalen und zur nationalsozialistischen Ästhetik vorwarf. Ich denke dabei an Artikel wie Werner Spies’ “Überdosis an Teutschem”, (FAZ, 02.06.1980), der wiederum Klaus Wagenbach im “Freibeuter” zu einer Entgegnung veranlaßte, in welcher er die angegriffenen Künstler vom Vorwurf faschistoider Ästhetik “reinwusch”. Gleichzeitig waren da…