Jan Hoet:
Ich glaube an die Kraft des Zweifels
EIN GESPRÄCH MIT AMINE HAASE
Der belgische Kunsthistoriker Jan Hoet wurde mit der Leitung und Organisation der documenta 9 beauftragt, die 1992 in Kassel eröffnet werden soll. Hoet, 52 Jahre alt, hat an der Kunstakademie von Gent Ästhetik und Kunstgeschichte gelehrt, bevor er 1975 die Direktion des “Museum van Hedendaagse Kunst” in Gent übernahm. Internationales Interesse erregte 1986 seine Ausstellung “Chambres d’Amis”, bei der 51 Künstler in 51 Genter Häusern Räume gestalteten (siehe Kunstforum Bd. 85). Vom 15. April bis 25. Juni zeigt das “Museum van Hedendaagse Kunst” zusammen mit dem “Museum voor Schone Kunsten” in Gent die Ausstellung “Open Mind (circuits fermés)”: Ein außergewöhnliches Projekt, bei dem die Kunst ihren Platz zwischen der geschlossenen Welt der Geisteskranken und dem Kult der reinen Form des Akademismus finden wird.
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A.H.: Die documenta ist das Prestige-Objekt unter den Ausstellungen in Westdeutschland. Aber sie hat mittlerweile einen recht schlechten Ruf. Was lockt Sie an der Aufgabe, die documenta 9 für 1992 in Kassel zu organisieren?
J.H.: Die documenta ist seit langer Zeit ein großer Traum für mich. Als ich jung war und mit meinem Vater die documenta besuchte, war das für mich die erste Konfrontation mit Kunst, die nichts mit Kommerz und Verkauf von Bildern zu tun hatte. Nach dem Krieg gab es auch in Belgien Ausstellungen moderner Kunst. Meistens waren dort drei große Bilder zu sehen und dann zwei Kategorien von kleinen Bildern. Die drei großen Bilder kamen aus Museen, und die zwei Kategorien von kleinen Bildern…