Kuai Shen
Ich bin zu dem, was ich heute bin, durch die Ameisen geworden.
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Kuai Shen, 1978 in Guayaquil, Ecuador geboren, studierte Digital Arts an der Universidad San Francisco de Quito sowie Medienkunst/Audiovisuelle Medien an der Kunsthochschule für Medien Köln. Für die Manifesta hat er sein Blattameisen-Projekt „Oh!m1gas“ aufgebaut. Heinz-Norbert Jocks befragte ihn, wie es zu seiner Erforschung des sozialen Verhaltens von Ameisen kam
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Heinz-Norbert Jocks: Nun bist du in Guayaquil (Ecuador) aufgewachsen und ein Ameisenexperte. Welche Erinnerungen hast du an deine Geburtsstadt und deine erste Berührung mit der Welt der Ameisen?
Kuai Shen: Vor allem fallen mir dazu Begebenheiten aus der Schulzeit ein. Die deutsche Schule, die ich besuchte, verfügte über einen großen Fußballplatz, und da bin ich einmal beim Fußballspielen, als ich den Ball verpasste, so ausgerutscht, dass ich mit der Faust aufschlug. Wenig später nach dem Aufstehen spürte ich ein starkes Jucken, und dieses rührte von Ameisenstichen. Das ist meine erste Erinnerung an die Stadt, in der ich geboren bin, und an die Ameisen, die mich später so faszinieren sollten. Überhaupt liebe ich solche Wahrnehmungen wie die jetzt da gerade vor uns. Siehst du da das kleine Insekt beim Hinaufklettern an dem Bein des weißen Plastikstuhls? Ich finde das Leben und die Welt der Insekten wohl auch deshalb so ungeheuer aufregend, weil ich schon seit jeher eine große Aufmerksamkeit für kleine und e*her unauffällige Dinge habe. Im Grunde beobachte ich Ameisen seit meiner Kindheit doch, ohne jemals daran gedacht zu haben, dass ich mich damit…