»Ich bin von guten Büchern besessen«
PETER HERBSTREUTH SPRACH MIT HEINER BASTIAN ÜBER DAS SOEBEN ERSCHIENENE GROSSE WERKVERZEICHNIS VON CY TWOMBLY BD. I-IV
P. H.: Welche Kriterien bestimmen das nun vollständig vorliegende Werkverzeichnis?
H. B.: Aufbau und Struktur haben wir uns selbst erarbeitet. Wir haben die Werkverzeichnisse von Pollock, Léger, Klee und Beckmann und andere studiert und alles nur für eine gute Registratur gehalten. Das eigentlich Schöne der Kunst ging verloren. Bei Pollock und Beckmann sind es 99 % Schwarzweiß-Reproduktionen: glanzpapiergedruckte Bücher, die ich nie gemacht hätte, weil sich die Liebe zu einer bestimmten Art von Kunst, eben das, was zu einem Werkverzeichnis führt, in solchen Registraturen nicht widerspiegelt. Gespräche mit David Sylvester, Kirk Varnedoe und vor allem Cy Twombly haben dazu geführt, daß wir unsere Struktur gefunden haben. Wer gebraucht ein Werkverzeichnis? Wieviel Wissenschaftlichkeit erwartet der Benutzer? Und wieviel Wissenschaftlichkeit kann man dem Benutzer zumuten, ohne daß das Vergnügen darunter leidet? All dies mußte vorab geklärt werden.
Kirk Varnedoe hält es für das schönste und verläßlichste wissenschaftliche Werkverzeichnis überhaupt.
Ich weiß, daß ich von guten Büchern besessen bin und daß ich exzellente Bücher mag. Es ist auch ein Ausdruck für einen extremen Respekt der Kunst gegenüber. Alles was schlecht gemacht ist, regt mich innerlich wahnsinnig auf. Wenn man etwas tut, dann hundertprozentig. Ich wollte das beste Werkverzeichnis machen, das in den letzten fünfzig Jahren erschienen ist. Ein solcher Anspruch kostet furchtbar Kraft, Kraft gegen sich selbst und auch gegen andere, die diesen Maßstab, den man sich selbst auferlegt, nicht nachvollziehen können. Abgesehen von…
