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Gespräche mit Künstlern · von Sven Drühl · S. 238 - 247
Gespräche mit Künstlern , 2001

Corinne Wasmuth:
ICH BIN LÄNGST BALSAMTERPENTINSÜCHTIG!

EIN GESPRÄCH VON SVEN DRÜHL

Corinne Wasmuht wurde bereits kurz nach ihrem Studium bei Alfonso Hüppi an der Düsseldorfer Kunstakademie durch ihre spektakulären Großformate – Öl auf Holz – bekannt. Ihre Gemälde, in denen häufig dichte Liniengeflechte und ornamentale Strukturen ineinander laufen und so einzelne Gegenstände ausbilden, sind durch eine besondere malerische Strategie gekennzeichnet. Die Künstlerin nimmt sich als Malerin völlig zurück, sie verzichtet auf pathetischen Duktus oder expressive Gesten, statt dessen erschafft sie akkurat und präzise annähernd spiegelglatte Oberflächen. Gerade der Verzicht auf die spezifische malerische Signatur bedingt den außerordentlich hohen Grad der Wiedererkennung.

Zu Wasmuhts motivischen Repertoire zählen beinahe surreale Traumlandschaften, verschachtelte Raumperspektiven, Gewebeschnitte, Phantasieräume aus organähnlichen Gebilden, aber auch Haare, Kröten, Fischaugen und Raupen. Neuerdings löst sie sich mehr von der detailverliebten Strukturorgie zugunsten einer Art Collage, bei der mehrere potentielle Bilder gleichwertig nebeneinander auf einer Fläche bearbeitet werden. Inmitten eines gewaltigen Tropfsteinhöhlenambientes wachsen beispielsweise Kristalle, auf deren gebrochenen Einzelansichten perspektivisch verzerrt Astronauten zu sehen sind, die auf ein Innenleben der Kristalle schließen lassen. Gefangene im Bildraum.

Sven Drühl: Immer wieder liest man, dass du intensiv für deine Bilder recherchierst und dabei zu jedem Bild eine Art Archiv aus Zeitungsausschnitten, Fragmenten und ähnlichem Material erstellst.

Corinne Wasmuth: Jeder Künstler besitzt mehr oder weniger ein Archiv. Es wird in meinem Fall jedoch gerne benutzt, um auf Aktualität und das zeitgemäße Element im Sinne der Videoclipästhetik zu verweisen.

Warum greifst du für deine Gemälde überhaupt auf Vorgefundenes zurück? Kröten, Astronauten, das alles hat ja Vorbilder.

Ich habe irgendwann erkannt, dass…


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