»Ich bin kein Freund des Import-Export-Gedankens«
Ute Thon sprach mit Okwui Enwezor, Direktor der documenta XI, 2002
Okwui Enwezor wurde 1963 in Kalaba, einer kleinen nigerianischen Stadt an der Grenze zu Kamerun geboren und wuchs in Enugu, der alten kolonialen Hauptstadt in Ost-Nigeria auf. Sein Elternhaus beschreibt er als “bourgoise Mittelklasse” mit einigen Akademikern in der Familie. 1983 geht er nach New York und studiert Politikwissenschaft am Jersey City State College. Enwezor interessiert sich für Dichtung und Kunstkritik, schreibt für Magazine wie ‘Flash Art’ und ‘Frieze’ und arbeitet als freier Kurator. 1993 gründet er ‘Nka: Journal für zeitgenössische Afrikanische Kunst’. Für das Guggenheim Museum organisierte er die Fotoschau ‘African Photographers, 1940-Present’. Er war künstlerischer Leiter der 1997 Africus Biennale in Johannesburg. Letzten Oktober wurde der 35jährige Außenseiter zum Chef der documenta 11 gekürt, die vom 8. Juni bis 15. September 2002 in Kassel stattfindet.
Ute Thon: Seit Ihrer Ernennung wurde immer wieder betont, daß sie der erste documenta-Chef aus Afrika sind. Rein technisch gesehen sind Sie jedoch Amerikaner. Sie wurden zwar in Nigeria geboren, leben heute aber in New York und besitzen einen US-Paß. Warum, glauben Sie, wird dennoch immer wieder ihre afrikanische Herkunft so prominent hervorgehoben?
Okwui Enwezor: Das ist wohl meine Visitenkarte. Es zeigt, wie mich die Leute nehmen. Mir ist es immer wieder ein Rätsel, wie man sich selbst definiert und wie andere einen definieren. Tatsächlich lebe ich jetzt schon über 16 Jahre in den USA, fast ebensolang wie ich in Nigeria gelebt habe. Für junge Nigerianer war es lange üblich,…