SYLVIE FLEURY
ICH BIN EINE FRAU, ICH LEBE IN MEINEM JAHRHUNDERT, ICH BIN FEMINISTIN
EIN GESPRÄCH MIT FABIAN STECH
“Das wichtigste an bürgerlicher Kunst ist, dass sie das Schicksal des Individuums in der modernen Gesellschaft unter der Perspektive der Bedrohung schildert.”1
1990 stellte Sylvie Fleury zum ersten Mal aus. John Armleder, ihr jetziger Lebensgefährte und Stéphane Mosset baten Sie für Cristian Floquet einzuspringen, der kurzfristig abgesagt hatte. Die “Shoppingbags”, die Luxuseinkaufstaschen, die sie in der Galerie Rivolta in Lausanne auf den Boden stellte, machten Furore und die Künstlerin wurde innerhalb kurzer Zeit berühmt.
Viele von Fleurys Werken funktionieren wie die Readymades von Duchamp in einer Art Double-Bind. Dieses Double-Bind stellt den Betrachter vor ein Problem. Wie ein schizophrener Wahrnehmender kann er den Metacode der Kommunikation nicht auf den Inhalt der Mitteilung anwenden. Ein Gegenstand der Warenwelt wird durch Dekontextualisierung symbolisch aufgeladen. Es handelt sich jedoch immer noch um den gleichen Gegenstand, der einfach verdoppelt wurde. Entweder man füllt ihn mit metaphorischen Bedeutungen oder man liest ihn im Kontext der Ausstellung als die Festschreibung einer Wahrnehmungsform, die zur Interpretation einlädt, um sie zu annullieren. Eine einfache und effiziente Geste.
Vergoldete Einkaufswagen, vergrößerte Heftcover, an die Galeriewand gemalte Werbeslogans, übergroße verchromte Rasierklingen und Motorenblöcke. Im Video “Twinkle” probiert Sylvie Fleury ihre sämtlichen Schuhe an, in “Carwash” werden amerikanische Autos in High Heels von ihr gewaschen und in “Current issues July / August 95” blättert sie ohne jeglichen Kommentar in einer amerikanischen Ausgabe des “Harper’s Bazaar”. Auch hier beziehen sich die Gegenstände ausschließlich auf sich selbst. Wo bei…