Anselm Dreher:
Ich bin eine Art GAU
Marius Babias sprach mit dem Galeristen zum 20jährigen Jubiläum
Internationale Kunst – provinzielle Resonanz, so könnte der Modus bezeichnet werden, dem seine 20jährige Galerietätigkeit seitens der Kulturhauptstadt Europas ’88 Berlin unterliegt. Anselm Dreher, 47, begründete seine Galerie, ehemals Galerie Andre, 1967 mit Grafikverkauf. Seit Mitte 70er Jahre ist das Programm konzeptuell-konkret orientiert und für Berliner Verhältnisse einzigartig. Dreher betreute lange Jahre die Grafik-Editionen von Günter Grass und präsentierte Erstausstellungen u. a. von Konrad Klapheck, Anthony Caro, Carl Andre, Joseph Kosuth, Clegg & Guttmann und Rèmy Zaugg. Schulterklopfende Anerkennung ist ihm gewiß, aber der wirtschaftliche Ruin, laut Dreher, kann jeden Tag erfolgen.
MARIUS BABIAS: Herr Dreher, warum laufen Sie ständig mit dieser Baskenmütze auf dem Kopf herum?
ANSELM DREHER: Für Gymnasiasten war die Baskenmütze früher eine ausgesprochene Winterbekleidung. Während des Studiums war ich in Südfrankreich und habe dort Aquarelle gemalt, und nach kurzer Zeit waren die Augen überangestrengt. Ich habe ein Barett als Sonnenschutz gekauft und seitdem blieb die Mütze sitzen.
MARIUS BABIAS: Vor 20 Jahren haben Sie Ihre Galerietätigkeit begründet. Wie und warum? ANSELM DREHER: Ursprünglich hatte ich Kunstpädagogik an der HfbK / Grunewaldstraße studiert, und nachdem mir bewußt wurde, daß ich mein Leben lang wieder zur Schule hätte gehen sollen oder müssen, habe ich – bedingt damals durch eine eigene Werkstatt für Druckgraphik – Konsequenzen gezogen und eine Edition angefangen. Nach ganz kurzer Zeit entstand dann eine kleine Galerie mit einem Programm.
MARIUS BABIAS: Wie begreifen Sie Ihre Galerietätigkeit, bezogen einerseits auf den Künstler und andererseits auf das…