RICHARD JACKSON
ICH BIN EIN KUNSTTERRORIST
EIN GESPRÄCH MIT DIETER BUCHHART
Richard Jacksons Interesse gilt nicht dem Objekt, sondern dem Entstehungsprozess des Kunstwerks. Seine Arbeiten der späten 60er und frühen 70er Jahre waren von Jackson Pollocks abstraktem Expressionismus und dem Versuch die Malerei zu erweitern geprägt. Sein künstlerisches Schaffen umfasst neben Zeichnungen und Modellen auch Skulpturen, Installationen und Performances. Jacksons Herangehensweise ist konzeptuell, wobei er in seinen experimentellen Vorversuchen und Installationen den Faktor Zufall kalkuliert, als Teil des Endresultates versteht. Dabei misst er dem Malprozess und dessen Wahrnehmung durch die BetrachterInnen die höchste Priorität zu. Er versteht sich als Kunstanarchist, setzt sich über Normen und Traditionen hinweg und hinterfragt mit Ironie und Humor die konventionelle Malerei, ihre SammlerInnen und den Kunstbetrieb an sich. Seit den 90er Jahren konstruiert er auch Malmaschinen aus Autos, Motorrädern, Flugzeugen und Glasfibertieren, die für ihn die Farbe versprühen, verschütten, spritzen, tropfen oder drucken. Viele seiner Objekte und Installationen erwecken den Eindruck von Industrieprodukten, werden jedoch vom Künstler selbst in mühsamer Kleinarbeit angefertigt, dokumentieren seine menschliche Arbeitskraft, Leistungsfähigkeit und seine Lebenszeit. Die meisten seiner frühen Konstruktionen und Installationen existieren nicht mehr, da Jackson auch seinen Werken eine Lebensdauer mit absehbarem Ende zuspricht und viele vernichtet hat.
Dieter Buchhart: Von 1959 bis 1961 hast du in Sacramento Ingenieurwesen studiert. Wie bist du zur Kunst gekommen? Hat dein Studium deine künstlerischen Werke beeinflusst?
Richard Jackson: Während meines Bauingenieurstudiums musste ich viele Zeichenkurse belegen und mich in zahlreichen technischen Zeichnungen – die heute von Computern gefertigt werden – mit Perspektive und Gestaltung auseinander…