DENKRAUM IV: Künstlerische Praxisk als Soziale Praxis
Meschac Gaba
Ich bin ein freier Denker
Ein Gespräch von Claudia Banz
1997 eröffnete Meschac Gaba als Student der Rijksakademie in Amsterdam sein Museum für Zeitgenössische Afrikanische Kunst, ein ebenso fiktives wie nomadisches Museum, das darüber hinaus ständig im Wachstum begriffen ist. Es ist ein Museum, dass sich überall auf der Welt niederlassen kann, und tatsächlich wurden die jeweils neuen Räume an ganz unterschiedlichen Orten präsentiert, u.a. auf der Dokumenta 11 (2002) in Kassel. Gaba‘s Museum steht als pars pro toto seines Gesamtkunstwerkes, dass eine Matrix bildet für die Befragung kultureller und sozialer Wertesysteme und Hierarchien. Es ist als Angebot zu verstehen, die Augen zu öffnen, aus den Konventionen einer immer noch eurozentristisch determinierten, ethnologisch postkolonialen Beurteilung der afrikanischen Kunst herauszutreten. Bislang gibt es weder in Afrika noch in Europa ein solches Museum für zeitgenössische afrikanische Kunst – insofern ist Gaba‘s Arbeit an seinem Gesamtkunstwerk die Arbeit an einer neuen sozialen Plastik, die ihre eigene Ästhetik, ihre eigenen Praktiken und Bedeutungen sowie ihre eigene Historizität selbst definiert.
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Claudia Banz : Meschac, welche Rolle spielt das soziale Element in Deiner künstlerischen Praxis?
Meschac Gaba : Ich würde lieber von sozialer Kunst sprechen, denn schließlich bin ich ein Künstler, der künstlerisch agiert, indem er sich des sozialen Kontextes bedient. Ich nenne Dir als ein Beispiel mein Projekt Musée de l’Art Contemporain Africain (Museum für zeitgenössische afrikanische Kunst): Es ist ein soziales Projekt, weil es besonders die soziale, kulturelle und internationale Seite von Afrika in den Vordergrund stellt. Es ist…