Ian Wilson, Hanne Lippard: Flesh
KW Institute for Contemporary Art 20.01. – 14.05.2017
von Claudia Wahjudi
Wer nach oben wollte, musste warten. Vor der Treppe zu Hanne Lippards Arbeit hatte sich eine Schlange gebildet, am Sonnabend des dritten Januarwochenendes, an dem sich die Berliner Kunst-Werke (KW) frisch renoviert präsentierten – bei freiem Eintritt und mit den ersten zwei Ausstellungen unter dem neuen Direktor Krist Gruijthuijsen. Rund 5.000 Besucher kamen laut Veranstalter an diesen Tagen, doch nur etwa 30 Menschen sollen sich gleichzeitig Lippards Installation aufhalten.
Lippard hat unter das Dach der Halle mittels einer Zwischendecke einen niedrigen Saal einbauen lassen, in dem eine etwa zwanzigminütige Klangaufnahme läuft. Ein einziger Zugang führt dorthin, eine von vertikalen Stangen gerahmte beigefarbene Wendeltreppe. Auch sie lässt sich nur auf einem Weg erreichen: quer durch die ansonsten leere Halle und zuvor durch die andere Ausstellung direkt am Eingang, die Einzelschau von Ian Wilson. Als sich am Spätnachmittag des Sonnabends abzeichnete, dass nicht mehr alle Wartenden Einlass finden würden, erläuterten Mitarbeiter des Hauses den Abgewiesenen immer wieder Charakter und Dauer von Lippards Arbeit. Vielleicht lag es an ihrer freundlichen Art, vielleicht daran, dass dieser Tag nach Donald Trumps erster Rede als Präsident der USA kein gewöhnlicher war: Niemand schimpfte. Der Saal hallte wider von lebhaften Gesprächen, und das muss in Gruijthuijsens Sinn gewesen sein.
„Kommunikation“ lautet sein Stichwort. Nicht das fertige Kunstobjekt steht im Mittelpunkt seines Interesses, sondern der Weg dorthin sowie der Austausch zwischen Künstler und Publikum. Zu viele, zu leicht erreichbare Dinge und…