Rainer Metzger: Relektüren
Ian MacDonald, The Beatles. Das Song-Lexikon
Folge 33
Als sich die Beatles am 24. November 1966 in den EMI-Studios in der Abbey Road treffen, um für „Strawberry Fields Forever“ zu proben, haben sie fünf Monate Aufnahmepause hinter sich. Es war ein kontroverses Jahr, mit „Revolver“ hatten sie ihre bis dahin anspruchsvollste LP vorgelegt, es hatte aber auch viel Ärger gegeben. Im Juni hatte ihre amerikanische Plattenfirma Capitol „Yesterday and Today“ herausgebracht, auf dessen Cover die Vier in Metzgerkitteln zu sehen waren, wie sie sich in offensichtlich sadistischem Eifer an Puppen zu schaffen machten. Im Juli waren sie mit knapper Not den Philippinen entronnen, wo man ihnen mit allen polizeistaatlichen Mitteln zum Vorwurf machte, die Präsidentengattin ungebührlich behandelt zu haben. Im August verbrannte man im Bible Belt, dem bigotten Süden der USA, Beatles-Devotionalien, weil die Sentenz von John Lennon „wir sind heute populärer als Jesus“ bekannt geworden und als Blasphemie ausgelegt worden war. Am 29. August 1966 gaben die Fab Four ihr letztes öffentliches Konzert in San Francisco. Es war der letzte Akt in einer Abnabelung vom Prinzip Fan. Endgültig würden sie nun das Teenie-Gezerre loswerden. Was sie auch loswurden, war die Bodenhaftung.
„Strawberry Fields Forever“ ist das herausragende Ergebnis der neu gewonnenen Freiheit. Sage und schreibe 55 Stunden nahmen sie sich Studiozeit für die vier Minuten und drei Sekunden des Liedes. Es stammte von John Lennon, es war introspektiv und retrospektiv, es sollte die Liverpooler Zeit der Kindheit wieder aufleben lassen und leistete sich eine Zeile wie „I think, ah,…