Renate Puvogel
Ian Hamilton Finlay
An Exhibition on two Themes, Galerie Jule Kewenig, 11.9.-29.10.1989
Der Schotte Ian Hamilton Finlay hat mit seinem Beitrag zur documenta 8, den vier Guillotinen “A View to the Temple”, allgemein Aufsehen erregt.
Inzwischen kam es noch schlimmer: Die französische Regierung hat ihren Auftrag an den Künstler, aus Anlaß der 200-Jahrfeier der Französischen Revolution und der Erklärung der Menschenrechte gemeinsam mit dem Gartenarchitekten Alexandre Chemetoff einen Garten in Versailles zu gestalten, im Vorfeld der Parlamentswahlen wieder zurückgezogen, nachdem Finlay in einer Pariser Ausstellung mit nazistischen Elementen operierte. Dem Künstler selbst wird eine rassistische Gesinnung unterstellt, sein Garten “Little Sparta” (nicht etwa: little Athen!), in dem Finlay seit Jahrzehnten wirkt, wird als eine “begrünte Versammlung nazistischer Embleme” umschrieben. Finlay, der sich wie ein eremitischer Philosoph nicht aus seiner Gartenidylle im schottischen Hochland herausbegibt und zu allen öffentlichen Anlässen seine Frau Sue entsendet, ist in eine heftige ideologische Kampagne von Politikern, Künstlern und Kunstsachverständigen geraten; inzwischen ist die Kontroverse nach Deutschland übergeschwappt und wird hier naturgemäß mit noch größerer Härte, aber auch ebensolcher Hilflosigkeit geführt.
Die Ausstellung im Haus Bitz in Frechen bietet für die Auseinandersetzung ausreichend Nahrung, denn Finlays Bildfindungen zu den beiden Themen ‘Garten’ und ‘Revolution’ lassen sich nahezu als interpretierende Rechtfertigung seiner Versailler Vorstellungen werten, ohne daß der Künstler seinen Entwurf selbst zur Schau stellt. Das was am Geburtsplatz der Französischen Revolution im Jardin du Bicentanaire in ein komplexes Bild von Pflanze und Stein, von Landschaftlichem und Kulturellem einfließt, ist in der Ausstellung in einem Reigen assoziationsreicher Sinnbilder von…