Annelie Pohlen
I See, So I See So
»Messages from Harry Smith«
Temporary Gallery, Köln, 5.9. – 20.12.15
My movies are made by God; I am just the medium for them“. Ausgerechnet mit diesem Zitat des in der US-amerikanischen Counterculture der 1960er Jahre legendären Experimentalfilmers, Mystikers, Folkmusiksammlers und -theoretikers Harry E. Smith, in Europa vornehmlich als Autor einer Anthology of American Folk Music bekannt, startet die Einführung in eine Ausstellung mit dem zudem irritierenden Titel „I See, So I See So“. Dazu als Untertitel der schillernde Begriff der ‘messages’. Was nahelegen könnte, dass sich die um den ‘Botschafter’ kreisenden, vornehmlich im filmischen Medium agierenden Künstlerpositionen irgendwie im Netzwerk einer ‘Leitfigur’ verfangen haben. Und das in einer Institution, deren Auseinandersetzung mit „Entwicklungen in der Gegenwartskunst … aus einer reflexiven Distanz“ unter Regina Barunkes Regie eher ob ihrer präzisen, bisweilen auch spröden Sprache ein zunehmend wachsendes Publikum für weniger aufgeladene Problemfelder der aktuellen Kunst mobilisiert.
Und nun dieser verstörend animierende Zusammenklang von Rätselhaftem, Absonderlichem, Abwegigem, medialer Experimentierlust, der die Kapazität der distanziert analysierenden Ratio erst einmal außer Gefecht setzt. Mystifizierer wie kühle Dokumentaristen, exstatische Rauschkultur wie konzeptuelle und mediale Analyse, Wirklichkeitsaneignungen von Peter Adair, Kasper Akhøj/Tamar Guimarães, Wallace Berman, Franco Pinna, Suzanne Treister, Rosemarie Trockel und Apichatpong Weerasethakul erzeugen im suggestiven Energiefeld des ‘Botschafters’ ein elektrisierend auratisches Ambiente zwischen nachdenklicher Affinität und verwirrenden Abwehrreaktionen. Das zündet selbst ohne Wissen um die je relevanten Implikationen verblüffend unmittelbar. Und kann das Vergnügen an der Erweiterung der noch begrenzten Sehweisen durch ein wie immer komplexes Rahmenprogramm unstreitig steigern.
Den…