„I believe in the radical possibilities of pleasure, babe!“
— Bikini Kill, 1995
Feminismus und Pornografie
von Tonia Andresen
Vom ehemaligen Vertrieb unter dem Ladentisch, über das „Golden Age of Porn“ in den 1970er Jahren mit den bekannten Großproduktionen Deep Throat (Gerard Damiano, 1972) und Behind the Green Door (Artie Mitchell, James Mitchell, 1972), ist die Pornografie besonders in den letzten zwanzig Jahren durch die Entwicklung des Internets zum festen Bestandteil unserer Kultur geworden. Jede*r kann überall und zu jeder Zeit auf pornografisches Material zugreifen. Man geht davon aus, dass 30 % der gesamten Daten, die über das Internet verschickt werden, pornografischer Natur sind.1
Innerhalb der feministischen Bewegungen ist Pornografie immer wieder Gegenstand teils erbitterter Debatten. Die sogenannten „Feminist Sex Wars“ fanden ihren stärksten Ausdruck in den 1980er Jahren durch die US-amerikanischen Anti-Pornografie-Theoretikerinnen Andrea Dworkin und Catharine MacKinnon, in Deutschland ab 1987 durch die PorNO!-Kampagne von Alice Schwarzer. Während zu Beginn der zweiten Welle der Frauenbewegung in den 1960er und 70er Jahren das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung, der Zugang zu Verhütungsmitteln und in diesem Zusammenhang auch das Recht auf Abtreibung eingefordert wurden, wiesen ab Ende der 1970er Jahre viele Feministinnen auf die Gefahren von objektivierenden und gewaltverherrlichenden Repräsentationen hin, die als Auswüchse des Patriarchats begriffen und als Verbildlichung einer männlichen Dominanzkultur abgelehnt wurden. Sexpositive Feministinnen hoben hingegen das emanzipatorische Potenzial der Pornografie hervor. Mit Blick auf lesbische S/M-Praktiken warfen sie den Anti-Pornografinnen eine Stigmatisierung von sexuellen Minoritäten vor,2 da sie die Sexualität in „moralisch vertretbar“ und „unmoralisch“ einteilten. In der Rhetorik der Gegnerinnen, die…