Justin Hoffmann
I Believe in Dürer
Kunsthalle Nürnberg, 7.9. – 5.11.2000
Dürer ist, wie der Ausstellungstitel vorgibt, natürlich keine Glaubenssache. Nein, er war stets ein Orientierungspunkt und setzte mit seinen Werken Maßstäbe, denen andere bereits zu seinen Lebzeiten nacheiferten. Die Ausstellung der Kunsthalle wollte jedoch nicht so weit zurückgehen und versammelte Arbeiten zum Thema Dürer seit den Siebziger Jahren. In der Auswahl der Werke sollten nach Aussage der Kuratorin Michaela Unterdörfer weniger jene Berücksichtigung finden, die in Motiven das Oeuvre des bekanntesten Nürnberger Bürgers zitieren, als jene, die sich entweder auf sein Denken beziehen oder die Rezeptionsgeschichte kommentieren. Zusätzlich wurden KünstlerInnen beauftragt, speziell Projekte dafür herzustellen.
Eine Themenausstellung mit einem so konkreten Referenzpunkt wie Dürer ist immer in Gefahr, eine Dekontextualisierung und Enthistorisierung vorzunehmen, d.h. Werke aus ihrem Produktionszusammenhang und geschichtlichen Kontext zu reißen. So erhält die als Emblem für die Ausstellung gewählte Arbeit “I Believe in Dürer” (1999) von Bob und Roberta Smith eine andere Bedeutung, wenn man erfährt, dass das Künstlerpaar in ähnlicher Weise an Rembrandt und Mel Ramos glaubt. Dies und die rein textlich-graphische Darstellung zeigt, dass es den beiden vorrangig um die Reproduktion von Pathosformeln, wie sie in der Werbung gerne Verwendung finden, geht. Oder wenn man liest, dass die Aufschrift der beiden Schilder von Joseph Beuys, “Dürer, ich führe persönlich Baader + Meinhof durch die Dokumenta V J. Beuys” (1972) zunächst an den als Dürer verkleideten Fluxuskünstler Thomas Peiter gerichtet war, dann fragt man sich, ob es nicht besser gewesen wäre, Fotos der Aktion Peiters zu zeigen.
Überlegungen dieser…