Edgar Schmitz
I am by Birth a Genevese
Vegas Gallery, London, 18.6. – 16.7.2009
Forde, Espace d’Art Contemporain, Genf, 8.9. – 3.10.2009
Jenseits des white cube Modells gibt es immer noch und immer wieder das Kuriositätenkabinett als Leitbild kuratorischer Praxis, und das scheint sich in vorhersehbarer Zukunft auch nicht mehr wirklich zu verändern. Pascal Rousson und Alexandre Bianchini haben das Model nicht nur für die Inszenierung ihrer Ausstellung mit über 160 Künstlern herangezogen, sondern verwerten es sozusagen auch schon als Organisationsprinzip für ihre Zusammenstellung, und erreichen damit so etwas wie ein gegenwärtiges Extrem des Modells. Im völlig zugeramschten und vage als Schlafzimmer möblierten Galeriebasement ist erstmal die Ausstellung selbst als Sammelsurium vorgeführt – was sich hier anhäuft ist überdeutlich nicht nach direkt ablesbaren Kriterien zusammengekommen, sondern hat sich vielmehr ergeben aus Affinitäten und Bekanntschaften und formalen Bezugsketten, aus Genf als Ausgangspunkt für Künstlerauswahl (der dann sehr bald hinter immer neuen Kontakten und Verweisketten verschwand) und aus dem impliziten Bezug auf Mary Shelly’s Frankenstein als Leitmotiv und kuratorische Metapher.
Und so wie die Spinnenkreatur von Michel Blazy aus Gemüsepuree und Stahlwolle dann hier im Glaskasten auf dem Kaminsims vor sich hinzurotten scheint, ist das Kuriositätenkabinett vor allem ein Versuch, immer wieder zu überraschen, Arbeiten aus erkennbaren Kunstzusammenhängen zu lösen und in neue Bedeutungsketten einzubinden. Die Kuriositätenkammer ist schon immer beides: das Organisationsprinzip einer (An-)Sammlung, die in einer Mischung aus Forschungsdrang, Faszination und Statusrepräsentation zusammengetragen worden ist; und der Effekt, der sich daraus immer wieder herstellt: dass Objekte neu zusammengedacht werden müssen, dass vieles schockt,…