Hyundai Commission
Superflex One Two Three Swing! – Rückzugsmanöver aus dem Verspielten
Tate Modern 03.10.2017 – 02.04.2018
von Edgar Schmitz
Was Superflex hier in der Turbinenhalle der Tate und einiger ihrer Außenbereiche als nach-konstruktivistischen Spielplatz inszeniert haben, ist auf der rhetorischen Oberfläche des Projektes erstmal eine Feier des integrativen Potentials der Kunstsituation, eine emphatische Bejahung der Bedingungen, unter denen es möglich und erstrebenswert erscheint, einen Kunstraum als Erfahrungsfeld zu animieren und dabei gleichzeitig auf ein breit gefächertes, großzügig eingeladenes Publikum zuzugreifen. Die Schaukeln funktionieren, trotz ihrer unterschiedlichen Kettenlängen und dementsprechend unterschiedlichen Reichweiten, mindestens ebenso gut wie die auf vergleichbaren Spielplätzen, und sind durch die leuchtend orangefarbenen Metallrohre darüber hinaus so miteinander verbunden, dass sie als raumgreifende Belegung der gesamten Halle funktionieren.
Die Frage danach, was wohl passiere, wenn ‚wir’ alle gleichzeitig zu schaukeln anfingen, und ob sich damit wirklich die gesamte Erde in Bewegung versetzen lassen könnte, sei dahingestellt, deutet aber in der Ausstellung und ihrer rhetorisch-marketingtechnischen Aufbereitung auf einige der angelegten Assoziationen hin, die das eigentliche Material der Ausstellung ausmachen. Als ebenso ironischer Gegenpol zu diesem Möglichkeitshorizont erscheint die Rampe der Turbinenhalle, in der ein überdimensioniertes Metallpendel über einem Teppich schwingt, dessen Farbmuster den britischen Banknoten entliehen ist, und der assoziativ auf die Währungsschwankungen vorweggreift, die momentan als Brexit-Prognosen zirkulieren. Die Idee, dass sich hier tatsächlich etwas in Bewegung setzen oder aus dem Lot bringen lassen könnte, kollidiert hier photogen mit der beeindruckenden Statik der gesamten Situation, und nicht zuletzt auch der Prämisse, dass hier zwischen kosmischem Klang und Finanz-Technokratie…