Claudia Wahjudi
Hypermnesiac Fabulations
»The New British Art Scene«
Tracey Emin, Georgina Starr, Jane and Louise Wilson
The Power Plant, Toronto, 17.1. – 31.3.1997
Von der europäischen Aufgeregtheit um “junge britische Kunst” ist Toronto weit entfernt. Kein DJ legte zur Eröffnung im Power Plant auf, keine Events begleiten die Ausstellung, die nach “Brillant!” am Walker Art Center, Minneapolis, die zweite zum Thema in Nordamerika ist. Im Power Plant verliert sich an einem Samstagnachmittag eine Handvoll Besucher auf den fast 600 Quadratmetern, die das Institut für die Arbeiten von Tracey Emin, Georgina Starr sowie Jane und Louise Wilson bereit gestellt hat.
Museale Weihen scheinen in dieser gepflegten Ausrichtung nicht fern zu sein. Vorsichtshalber weist das Haus deshalb darauf hin, daß die Positionen der Künstlerinnen mit dieser Ausstellung keinesfalls frühzeitig festgeschrieben werden sollen. So viel Fürsorglichkeit wäre dann aber doch nicht nötig gewesen. Die autobiographischen Reflexionen der Künstlerinnen thematisieren selbst die Spannungsmomente zwischen verlängerter Jugend und Erwachsenendasein, die den skeptischen Rückblick auf die Adoleszenz erlauben, – und damit ihren eigenen transitorischen Charakter. Und, ganz nebenbei, trällert ja “So long Babe”, der Sixties-Song aus Starrs gleichnamigem Video (1996), unüberhörbar gegen jeden Anflug von Gesetztheit an.
Dieses Mal ist es ein Flugzeugmodell, das Starr durch die Straßen führt. Mit Musik scheint alles möglich, selbst die Verwirklichung des kindlichen Traums vom Fliegen, das einen mühelos über die Erwachsenenwelt erhebt. Doch das Flugzeugrequisit, vor der Videoprojektion aufgehängt, funktioniert als knallbuntes, überdeutliches Ausrufezeichen: Vorsicht Fiktion. Die Warnung gilt auch für Starrs Comicstrips. Hier ruft sich Jugend als eine Zeit in Erinnerung, in…