Reinhard Kaufmann
HUNDERTWASSER
oder der vollautomatische Maler
Im Fernsehen konnte man es sehen und sogar ein Bilderbuch gibt Kunde: Vor der Küste Italiens kreuzt ein altes, mit bunten Farben herausgeputztes Fischerboot namens Regentag. Auf ihm haust der kritische Verwitterer und Verschimmelungsartist Friedensreich Hundertwasser. Direkt unter unseren Augen ist da ein neuer Onassis der Malerei zu Geld und Ruhm gekommen. Natürlich hat auch er das berühmte Doppel-S im Namen, nach Picasso das einzige verläßliche Vorzeichen für Erfolg. 1959 kämpfte er noch um jede Mark, heute macht er Millionen, und das trotz seiner Malerei, die nicht etwa besser geworden ist.
Zusammen mit Fuchs und Rainer gab er damals das Pintorarium heraus, ein Programm für die Zukunft der Malerei. In diesem Manifest, in dem jeder für sich seine Meinung kundtat, hat er ohne Not, aber sicher doch aus einem Gefühl der Unsicherheit heraus, gelobt: Ich will mich ständig verbessern, dazu zählt er seine wichtigsten Thesen auf:
Die Verschimmelung und deren Theorie. Die Erneuerung der Architektur durch Verschimmelung.
Die Dreieinigkeit der Architektur.
Die Verwesung der rationalistischen Architektur.
Aufhebung der Bauzensur.
Spiraloides und fluidoides Malen.
Die Lehre der Erosion.
Das Züchten von Tieren und Pflanzen, die man auch lieben darf.
Die Grammatik des Sehens.
Der Transautomatismus = Allgemeine Mobilmachung des Auges.
Die Lehre vom transautomatischen Objekt, seine Betrachtung und Erzeugung.
Die Lehre der unendlichen Schichten = Ismen.
Bekämpfung der schöpferischen Impotenz.
Das Bespannen der Leinwand mit Papier.
Die Kostbarkeit der Farben.
Das Barfußgehen.
Durch das Weizenessen zur Unabhängigkeit.
…