Marius Babias
Humpty Dumpty’s Kaleidoscope
A New Generation of German Artists
Museum of Contemporary Art, Sydney, 9.10.1992 – 28.2.1993
Die Vereinigung beider deutscher Staaten zu einem westdeutschen Großgrundbesitz hat Integrale produziert. Die neue alte Hauptstadt heißt Berlin. Was die Stasi betrifft, ist man sich weitgehend einig, daß ehemalige Spitzel aus öffentlichen Ämtern verschwinden müssen. Trotzdem bleiben belastete Politiker an ihren Stühlen kleben. Auch hat man Honecker nur deshalb inhaftiert, um ihn laufenlassen zu können. Die Berichterstattung im Ausland legt die Fremdenfeindlichkeit als großdeutsche Gemeinsamkeit nahe. Rostock und Mölln überschatten jede Opernaufführung und jede Kunstausstellung. Jede Behauptung zur Lage der Nation drei Jahre nach dem Fall der Mauer trägt die Gegenbehauptung bereits in sich.
So auch die junge deutsche Kunst. Die Düsseldorferin Heike Pallanca hat mit dem Leipziger Olaf Nicolai lediglich den Paß gemeinsam. Die Nationalität als Begründung von Ausstellungen dient dazu, um einander widersprechende künstlerische Positionen unter einen Hut zu bekommen, ist aber ein Widerspruch in sich. Die Komplexität der jungen gesamtdeutschen Kunstszene zwischen Köln/Düsseldorf, Berlin und Leipzig, zwischen Postmoderne einerseits und Regionalismus andererseits schrumpft in der Ausstellung “Humpty Dumpty’s Kaleidoscope” zu einem englischen Kinderreim: Humpty Dumpty sat on the wall/Humpty Dumpty had a great fall/ All the king’s horses and all the king’s men/Couldn’t put Humpty together again.
Humpty Dumpty als Sinnbild der Vereinigung auch der Kunst. In der seit zwei Jahren geplanten und immer wieder verschobenen Ausstellung soll zusammenwachsen, was eigentlich auseinandergehört. Diese Perspektive erzwingt beim Besucher geradezu eine regionalistische Sicht. Von den 24 Künstler/innen kommen sechs aus dem Osten: Kaeseberg, Karin…