Claudia Wahjudi
Humboldt Lab Dahlem
»Probebühne 4«
Museen Dahlem, Berlin, 23.9.2014 – Februar 2015
Das drastischste Kabinett versteckt sich ganz hinten, noch unter der berühmten Südseeabteilung des Ethnologischen Museums Berlin. Um Tabus geht es in dem abgedunkelten Souterrain, um beseelte Gegenstände, die zu sehen nur den Wenigsten gestattet ist: um Tjurunga aus Zentralaustralien, geschliffene Hölzer und Steine mit filigranen Rillen etwa. So eng soll die Bindung eines indigenen Verbandes an seine Tjurunga gewesen sein, dass sie ihm auch von gegnerischen Kriegern gelassen wurden. Dennoch gelangten Tjurunga in die Berliner Sammlungen. Im vierten Teil der Ausstellungsreihe „Humboldt Lab Dahlem“ suchen die Kuratoren nun Wege, wie ein Museum mit solchen Artefakten verfahren soll. Tjurunga sind nicht zu sehen, stattdessen Texte und Zeichnungen – und in einer ansonsten leeren Vitrine ein Kärtchen mit der Aufschrift „Objekt entnommen“.
Noch ist das ein Test. „Probebühnen“ heißen die Eingriffe des „Humboldt Lab“ in die regulären Dauerschauen von Ethnologischem Museum und Museum für Asiatische Kunst, mit denen die Teams beider Häuser ihren für 2019 geplanten Umzug in das rekonstruierte Berliner Stadtschloss vorbereiten. Zwischen 2013 und 2015 soll die Reihe, von der Bundeskulturstiftung mit über vier Millionen Euro gefördert, in Ausstellungen, Workshops, Symposien, Gastbeiträgen und ab 8. November auch mit akustischen Beiträgen zum Phonogramm-Archiv („Probebühne 5“ bis April 2015) ausloten, wie sich die Sammlungen aus dem Berliner Süden künftig im zentral gelegen, „Humboldt-Forum“ genannten Schloss zeitgemäß präsentieren lassen. Denn bisher waren nicht nur aktuelle Museumstechniken weitgehend vergeblich zu suchen, sondern auch Erläuterungen zu Provenienz und kolonialer Geschichte, genauso Expertenmeinungen aus den…