Hubert Scheibl
geb. 1952 in Gmunden/OÖ, lebt in Wien
Diese Bilder sind dünner gemalt, mit rhythmischem, gestischem Zug, der groß ausgreift. Malerische Maßnahmen wirken sich weiträumig aus, über die ganze Bildfläche hin. Wenige Elemente in früheren Bildern nur sind mit einiger Klarheit gegenständlich zu erkennen: es kommen Vogelköpfe vor, die in die Bildfläche hineinstoßen und die dann zu Keilformen umgeformt erscheinen und durch andere verdichtete Formen ersetzt werden können. Diese Einheiten gehen als Elemente in die Balance des Bildganzen ein und geben zu dessen Gunsten ihre referentielle Fixierung fast völlig auf.
Es handelt sich um grundsätzlich dualistisch organisierte Bilder: Der malerisch in Schwingung versetzte Bildgrund erscheint als atmosphärisches Medium, das den innerbildlichen Zusammenhang der großformigen Bildelemente über tatsächliche Entfernungen hin vermittelt. Hier wäre der polare Gegensatz zur Malerei von Damisch zu erkennen: Während dort das physische Aneinander-Kleben der Bildpartikel auf dem Grund einer vollkommen indifferenten Trägerfläche die Einheit eines Malerei-Körpers ergibt, realisiert in Scheibls Bildern der bewegte Blick des Betrachters die Bildeinheit durch formale und farbliche Abziehungen und Abstoßungen zwischen den Elementen, die in die transparente Atmosphäre des Grundes eingelassen sind.
Ulrich Loock (1986)
Es ist aber eine Eigentümlichkeit von Scheibls Malerei, daß immer mehr die Erfahrungsqualitäten, sowohl haptisch wie auch mental, von einem Untergründigen, Erdhaften und weniger vom lichthaft Kosmischen und Entmaterialisierten vermittelt werden. Weniger Emanation, das Hervorgehen des Niederen, Unvollkommenen aus dem Höheren und Vollkommeneren (gemäß der Lichtmetaphysik des Neuplatonismus, nach der das Licht die Substanz aller Dinge und damit auch der Welt sei), sondern mehr Evolution, in der sich aus dem…