Friedemann Malsch
Hubert Kiecol
Städtisches Kunstmuseum, 23.3. – 24.4.1988
Köln, Galerie Gisela Capitain, 30.4. – 28.5.1988
“Wolke” heißt die Skulptur, oder vielmehr das Arrangement, und es besteht aus einer rechteckigen, ca. 5 cm dicken Betonplatte, die ein wenig mit Fett oder Graphit bearbeitet wurde, um sie dunkel erscheinen zu lassen. Diese Betonplatte liegt auf einem alten, vor langer Zeit weiß lackierten kleinen Küchentisch – mehr nicht.
Diese Arbeit von Hubert Kiecol aus dem Jahre 1986, in der Ausstellung des Städtischen Kunstmuseums in Bonn zu sehen, rührt an. Sie schafft eine Atmosphäre, ein Oszillieren zwischen den Denotationen des Titels und der konkreten materiellen Wirklichkeit ihrer Gestalt, das irritiert. Der klaren Gesetzmäßigkeit der stereometrischen Formen der Betonplatte, die noch von der kaum zu überbietenden Konkretion des Materials, der Schwere des Betons, korrespondiert jene der einfachen Formen, die das Design des Küchentisches bestimmen. Und doch ist ein Widerspruch spürbar. Der Tisch erzählt eine lange Geschichte, er ist betagt, zeigt Spuren seiner Benutzung und seines Alters. Darüber hinaus verweist er auf den Kontext Küche, ein fast schon sentimental anmutender symbolischer Zusammenhang, der diametral der vollkommenen Neutralität der Betonplatte gegenübersteht. Und doch weisen beide Teile eine heimliche, kaum benennbare Verwandtschaft auf, die ihr Beieinandersein völlig plausibel erscheinen läßt.
Rationalität der Formgebung und eine unvermittelt gefühlsgebundene Ebene stoßen hier aufeinander und erzeugen einen irritierenden Effekt. Dieser wird noch durch einen quasisymbolistischen Titel ergänzt. Diese seltsame Ambivalenz trifft man im Werk Kiecols allerorten. Sowohl die großen Betonskulpturen wie die großformatigen Zeichnungen und vereinzelte, fast privat wirkende Zeichnungen spielen mit ihr wie…