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Ausstellungen: Nürnberg · S. 379 - 380
Ausstellungen: Nürnberg , 1991

Martin Blättner
Hubert Kiecol

Kunsthalle Nürnberg, 21.1. – 31.3.1991

Vertieft ein massiver, auf der verkürzten Standplatte ruhender Betonquader die Kluft zwischen Kunst und Leben – oder hebt er sie auf? Die Antwort auf die für den nachmodernen Diskurs nicht unwichtige Frage kann den immer bedeutenderen Faktor der Inszenierung nicht unterschlagen. Ohne Zweifel ist das Kunstobjekt – in diesem Fall handelt es sich um einen der Geometrie anverwandten Körper – abhängig von den Relationen der Umgebung. Aus der Illusionserfahrung von Raumtiefe weiß man um die Relativität der Größenverhältnisse – Masse und Gewicht eines Körpers werden zudem durch die entsprechende Dichte des Umraums leicht zu einem Spielball der Wahrnehmungstäuschung. Nicht zu vergessen ist schließlich der kulturelle Rang des Ausstellungsortes – hier die Kunsthalle Nürnberg – die für sich ihren eigenen Anteil an der Erweiterung des Wahrnehmungspanoramas beanspruchen kann. Ein großzügig umgebender Leerraum verschafft der von Hubert Kiecol so betitelten “Poesie”-Skulptur erst jene Aura, die ihrer konkreten Form und Materialdichte zum Trotz als gegeben suggeriert wird. Bewiesen werden kann die nahezu sakrale Assoziation des altarähnlichen Gebildes nicht. Die an sich verdächtige Bedeutung des Materials ist hintergründig. Die teils glatte, mit Leinöl getränkte Oberfläche umspannt den auf sich selbst verweisenden Körper mit dem Kokon des Unscheinbaren. Matter Glanz umgibt das somit gravitätisch reduzierte Volumen. Mehr denn je fordert Kiecol den (un)voreingenommenen Betrachter mit emotionalen Qualitäten heraus. Was einst noch als ironisches Spiel mit den Verhältnissen angesehen werden durfte – so die relativen Miniaturausgaben archetypischer Architektur -, entpuppt sich immer mehr als bloßer Nebenaspekt. Ein monumentales Tor…


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