Reinhard Ermen
Horst Münch: IRRTUM
Kunstverein Heilbronn, 19.1. – 2.3.
Horst Münch (*1951) zeigt in einer kleinen, konzentrierten Austellung durchaus umfassend, was ihn bewegt. Der titelgebende IRRTUM gehört zu einer Skulptur (1992 – 96), in der ein Ausgleich zwischen den nach wie vor existierenden klassischen Ansprüchen, einem guten konzeptionellen Gewissen und allgegenwärtiger postmoderner Bastelei gelingt. Der Wachsguß zeigt einen verbogenen Kopf, der wie vorläufig auf einen wuchernden Körperansatz gesetzt wurde. Vielleicht ist das der Irrtum, denn es ist nicht sicher, ob die Arbeit an dem Werk beendet ist. Spätere Korrektur nicht ausgeschlossen. Münch stellt Ansprüche an das Kommende, er entwirft aber auch etwas, das schon mal gewesen ist und bringt es in den Schwebezustand des HIER UND JETZT. Die Bühne für dieses skulpturale Sprechen bzw. den vorläufigen “Irrtum” ist der Arbeitstisch auf den Rollenfüßen eines “Hundes”. Der improvisierte Sockel wurde mit leuchtenden Farben gelb und grün gestrichen. Vorübergehend zur Betrachtung freigegeben! In Heilbronn gibt es als skulpturales Gegenüber den “Dänen” und drumherum sind die Wände mit den schreiend bunten “Maidekorationen” geschmückt.
Horst Münch ist ein naiver Künstler! Das klingt wie eine verbale Ohrfeige, denn im gegenwärtigen Kunstbetrieb hat der Terminus keinen guten Klang. Doch diese unverbildete Natürlichkeit, die Münch selber womöglich lieber als Normalität bezeichnen würde, ist seine Stärke. Münch – Bildhauer, Zeichner, Maler – ist zuallererst ein Geschichtenerzähler. Doch obwohl der bildende Künstler ständig Gegenständliches bemüht, bleiben seine Erzählungen letztendlich abstrakt, hangeln sich wie seine Gedichte, die in Heilbronn ebenfalls zu “sehen” sind, von Reim zu Reim, von einer launigen Worthülse zur…