Heinz-Norbert Jocks
Horst Gläsker: Zeus
Galerie Zimmer, Düsseldorf 14.3.-26.4.1986
Wie eine wiederholte Entfesselung der Griechischen Mythologie kommen einem die ‘Zeus’ gewidmeten Bilder nicht vor. Es geht dem zahmen Wilden Horst Gläsker keineswegs um eine triftige Rehabilitation des Mythos, wie ihn der schein-aufgeklärte Prozeß der Zivilisation verdrängt hat. Was den Künstler zu den verlorenen Göttern zurücktrieb, geht auf den ganz unkonventionellen Wunsch zurück, sich frei und ganz unbekümmert von vergessenen Stoffen inspirieren zu lassen: Ein unbedarfter, von Kinderphantasien angeregter Blick, der sich nicht versteht als ernsthafte Rückkehr, eher als lockere Spurensicherung ohne jedes philologische Interesse. Somit erübrigt sich rasch, sich der Lektüre tradierter, in Mode gekommener Mythen zu überlassen. Wer darüber mehr weiß, versteht die ausgestellten Bilder dadurch nicht besser. Diese sind aus sich heraus nachvollziehbar. So weist das Bild »Psyche« keine Ähnlichkeiten mit dem ausdeutbaren Märchen von »Armor und Psyche« aus den Metamorphosen des römischen Schriftstellers Apulius auf. Was dann? Der neu belebte Sinn für Malerei kleidet sich mit frei erfundenen, mythisch angehauchten Umrißwesen mit Hörnern und Schwimmflossen, nackten Feen, mit zierendem Tierkopf, galoppierenden Minotaurus-Männern, gefiederten Vogelfrauen. Immer wieder taucht der springende Stier auf. Das alles ist weit entfernt von tiefschürfenden Anspielungen auf die schillernde, aktionsreiche Welt antiker Mythen, aus der sich zeitlose Deutungen vom Menschen und seiner Welt ziehen ließen: Nichts als geborgter Glanz durch große Namen, dem man besser nicht aufsitzt.
Gläsker will etwas ganz anderes. Er will malen um jeden Preis. Im Grunde spukt nicht mythologisches Personal durch seine Bilder, sondern ein fiktives, eigenes, dem er halt bekannte Namen gibt….