Jürgen Raap
Horst Gläsker
Galerie Elke und Werner Zimmer, 19.5.-1.7.1989
Ich kann keine Keilrahmenbilder über dem Sofa ertragen, ich will mich mit meiner Malerei wohl fühlen”, bekennt Horst Gläsker über seinem Drang, die Lust an der Farbe im Raum auszuleben. Bekannt wurde er mit Installationen aus bemalten Teppichen und Tapeten, mit malerisch inszenierten Eingriffen in Architektur oder mit großflächig angelegten Zeichnungen auf dem Boden einer säkularisierten Kirche, deren Konturlinien aus insgesamt 3 000 Teelichtern bestanden. Wegbereitend für seine Skulpturen-Serie in der Galerie Zimmer war in viel augenfälligerer Weise noch eine Abwandlung der Teelicht-Inszenierung in einem “Bild für den Himmel” von 60 Meter Durchmesser auf glatt gepflügtem Ackerboden; hier waren die Konturen von Tiersymbolen und Ornamentmustern durch kleine weiße Kieselsteine visualisiert.
Derlei Materialien ließen nicht nur eine eigentümliche Lichtwirkung zu bzw. ein Zusammenspiel von Licht und Farbe, das Gläsker bei seinen jüngsten Skulpturen in der farblichen Behandlung der Oberfläche und der Illuminierung im Ausstellungsraum mit verblüffender Leuchtintensität variiert, vielmehr wurde dort auch eine grafisch-symmetrisierende Formensprache vorbereitet, die Assoziationen ans Schneiden, Schnitzen und Sägen hervorruft. Figuren mit schlangenhaft gewundenen Körpern haben durchweg zackig ausformulierte Köpfe, mit scharfschlitzigen Öffnungen für Augen und Münder. Hörner, Fühler und Gliedmaßen erstrecken sich vom Körper strahlenkranzmäßig in den Raum.
Der “Mammut-Raum” im hinteren Teil der Galerie zeigt ein exakt kalkuliertes Arrangement aus neun Einzelfiguren, freilich nicht im Sinne einer installationsbezogenen Raumbearbeitung, sondern als räumlich erweiterten Malereibegriff. Nur wenige Arbeiten gewinnen ihre Wirkung aus vollplastischer Rundansichtigkeit, es sind in der Regel reliefähnliche Profil-Silhouetten, bei denen die farbliche Behandlung der Vorderseite, der Öffnungen…