Uta M. Reindl
Horn of Plenty
“Sechzehn Künstler aus New York”
Stedelijk Museum, Amsterdam, 14.1.-19.2.1989
“Horn of Plenty” – das Füllhorn stand für die Ausstellung Pate, in der New Yorker Künstler ihr niederländisches Museumsdebüt gaben. Jenes Symbol einer nie versiegenden, segensreichen Fruchtbarkeit als Titel für die Gruppenschau junger US-Kunst im Stedelijk Museum sollte gleichzeitig auf den Mythos dessen anspielen, was die nordamerikanische Ostküsten-Metropole für uns bedeuten mag: Kulturüberfluß.
Aus dem Füllhorn ergoß sich als erstes Jeff Koons’ “Ushering in Banality” (1988). Ein volkstümelndes Figurenensemble aus geschnitztem Holz; zwei Engelchen, ein Bauernbub als Hirte eines drallen Schweins. Jeff Koons hält in seinen hierzulande weitgehend bekannten Spielereien zwischen Kitsch und Kunstgewerbe unserer Epoche den Spiegel vor und gilt darin als bahnbrechend für eine “neue Ästhetik”, für eine Arbeit frei von jeder postulierten Tiefe, als Kommentar und Symptom zugleich. Und die schrillen, minimalistischen Gemälde von Peter Halley direkt daneben bilden einen zweiten Markstein in der aktuellen Kunstszene Nordamerikas. Sie halten sich an Abstraktionen der Oberflächenerscheinungen von Fassaden, Interieurs. Innerhalb des ersten Ausstellungsraumes setzten sie einen Gegenakzent zu Koons’ Exponaten; gemeinsam verwiesen die Werke beider Künstler im ersten Erguß des “Cornu Copiae” von Amsterdam auf die Positionen aktueller Kunst zwischen dem Blick zurück auf die Nachkriegsjahre und der Abweichung von der Abweichung.
Innerhalb des ästhetischen Diskurses um Jeff Koons die das Alltägliche fetischisierenden Objekte des Haim Steinbach. Farblich nüchtern – diesmal nämlich vorwiegend in Schwarz oder Dunkelblau – installierte Steinbach auf präzise für jede Objektgruppe konzipierten Regalen Attribute der Wohlstandsgesellschaft: Klappmülleimer aus Plastik, schick designte Kochkessel, Frotteetücher, Medizinbälle, auch…