Honkong-Architektur – Die Ästhetik der Dichte
Es gibt Orte, an denen das Wünschen vermutlich auch nicht mehr viel helfen wird. Hongkong ist so ein Ort. Mit sechs Millionen Menschen, konzentriert auf etwas mehr als einhundert Quadratkilometern, ist die Stadt am südlichen Ende Chinas der am dichtesten besiedelte Landstrich der Erde. Immer wieder wurde dem Meer neuer Boden abgewonnen, der gewaltigen Expansion mit einer immer engeren und dichteren Bebauung begegnet. Die extremen Bedingungen haben neuartige Konstruktionsverfahren, Gebäudegattungen und Verkehrslösungen hervorgebracht. Hongkong wurde zum El Dorado für innovative Architekturen und Ingenieure – und zum überhitzten Brutkasten für eine neue Stadtästhetik.
Dieser “Ästhetik der Dichte” widmete das Deutsche Architekturmuseum Frankfurt eine Ausstellung (15.11.1993 bis 20.3.1994), der Prestel-Verlag ein Katalogbuch. Zwölf aktuelle und exemplarische Projekte aus den letzten zehn Jahren werden anhand von Fotos, Zeichnungen und begleitenden Plänen vorgestellt und durch einen historischen Überblick über das Wachstum der Stadt seit der englischen Kolonisierung Mitte des 19. Jahrhunderts ergänzt. Von Ieoh Ming Peis spektakulärem Bank of China Tower über Norman Robert Fosters Hauptverwaltung der Hongkong & Shanghai Banking Corporation bis zur Wohnsiedlung Kwong Yuen (Hong Kong Housing Department) und zur Hong Kong University of Science and Technology von Simon Kwan & Associates gibt der Band einen in sich schlüssigen Einblick in die “Beherrschung der Dichte” (Tilman Spengler) an der Schwelle zum 21. Jahrhundert. Vorgestellt wird kein beliebiger Sonderfall, sondern der avancierte Prototyp im Netzwerk der global cities mit ihrer gigantischen Akkumulation von Organisation, Kapital und Macht. Besonderes Interesse verdienen die Quellen, aus denen sich die fernöstliche Ästhetik…