Hommage à Pierre Boulez
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, 24.3-14.4.1985
Pierre Boulez, der vielleicht berühmteste Komponist der Neuen Musik, ist mit Baden-Baden eng verbunden. Schon 1950/51 (Pierre Boulez ist 1925 geboren) ergaben sich enge Kontakte mit Heinrich Strobel, dem Leiter der Musikabteilung des Südwestfunks Baden-Baden, der auch künstlerisch Verantwortlicher der ‘Donaueschinger Musiktage für zeitgenössische Tonkunst’ war und der noch 1951 dort die »Polyphonie X« uraufführte unter der Leitung von Hans Rosbaud. Diese Verbindung vertiefte sich; 1955 wurde in Baden-Baden »Le Marteau sans Maître« uraufgeführt, und ab 1959 hatte Boulez in Baden-Baden eine Wohnung. Ein beträchtlicher Teil seiner Werke wurde in Donaueschingen oder in Zusammenarbeit mit dem SWF zuerst aufgeführt.
Eine Ausstellung aus solchem Anlaß muß von vornherein sich darauf einlassen, daß sie sich um ein Werk gruppiert, das sich dem Blick weitgehend entzieht; daß das, was sie zu sehen geben kann, in einer elliptischen Bewegung ein zweites, verborgenes und meist gewichtigeres Zentrum umkreist. Und in diesem Punkt äußert sich Boulez immer wieder entschieden: Komposition muß genauso wie Technik oder Konstruktion die ästhetische Erfahrung, den ‘Ausdruck’ umfassen; bloße mathematische Reihenschemen oder Permutationsfelder, die wie Partituren oder als Partituren notiert werden können, sind nur erst Material einer kompositorischen Arbeit, die nach ästhetischen Kriterien Entscheidungen treffen muß, welche in der Aufführung erfahrbar werden. Was an der Komposition sichtbar ist, ist noch Vorgeschichte.
Gerade diese Abwesenheit des Werks, das in Spiralen umkreist wird, die aus Partituren bestehen, aus Photos des Dirigenten Boulez, aus Videofilmen, die ihn bei der Orchesterarbeit zeigen, oder die seine Interpretation des »Ring des Nibelungen« 1976 in…