Eva Schmidt
Holger Bunk
»Installationen«
Westfälischer Kunstverein, Münster, 6.7. – 29.8.1990
Portikus, Frankfurt/Main, 2.3. – 7.4.1991
Fast unbemerkt bleibt die eingeklappte Innenseite des Katalogdeckels: ein kleines Geheimfach mit einem Bilderatlas zur Sozialisation der jüngeren Künstlergeneration, ganz ohne Zweifel derjenigen des Jahrgangs 1954: die westdeutsche Werbung, die ersten unschuldigen Idole, die heile Welt der sechziger und siebziger Jahre, darin eingestreut Erinnerungsfotos von Holger Bunk selbst. Diese im Katalogdeckel versteckten Bildwelten und die sich darin zur Schau stellenden sozialen und leiblichen Wirklichkeiten sind in mehrfacher Über- und Umsetzung der Background für die Malerei Bunks, die figurativ ist, aber weder realistisch noch mythologisierend noch expressiv.
Die Ausstellung im Westfälischen Kunstverein konzentrierte sich auf die gemalten Installationen, die Bunk seit 1977 in Szene setzt. In der Arbeit “Zweifacher Raum” von 1984 stellt er kulissenartige Versatzstücke vor großformatige gemalte Illusionsräume, um den Blick in sie einzuführen wie ein Bühnenbildner. Andeutungen von architektonischen Situationen: die wehende Gardine, der Tisch, das Treppengeländer – fast die angemessene Dekoration für eine Verwechslungskomödie. Der Ausstellungsbesucher könnte zwei Positionen einnehmen, die des Betrachters vor den Kulissen und die des Mitspielers dazwischen. Die Neigung zum Theatralischen paart sich allerdings mit der ironischen Brechung. Treppenstufen am unteren Rand des großformatigen Bildes führen direkt hinein in ein Geschehen zwischen mehreren Personen, das rätselhaft bleibt. Es verspricht zu erzählen und verschweigt doch. In den gemalten Räumen scheint sich eine Situation der Entscheidung abzuspielen, deren Voraussetzungen und natürlich auch ihr Ausgang dem Betrachter verborgen bleiben. Daß sich dort aber etwas abspielt, dafür bürgt das mehrfach auftauchende Konterfei von Holger Bunk….