Berlin
Höllenschwarz und Sternenlicht
Dantes Göttliche Komödie in Moderne und Gegenwart
Kulturforum, Kupferstichkabinett 12.02.–08.05.2022
von Ronald Berg
Erstaunlich ist nicht, dass diese Ausstellung zum 700. Todestag von Dante Alighieri stattfindet, sondern das zeitliche Umfeld, in dem sie stattfindet. In Europa grassiert eine Seuche und es herrscht Krieg. Das ist ja wie im Mittelalter, könnte man sagen.
Zum Dantes 600. Todestag am 14. September 1921, war das „Weltenende“ gerade schon passiert. Die Expressionisten hatten in ihren Gedichten und Gemälden vorweggenommen, was mit den Ersten Weltkrieg tatsächlich eintreten sollte: Tod und Zerstörung. Ein Zeitalter war an sein Ende gekommen, ein neues, ein besseres zumal, noch nicht recht abzusehen. Vielleicht war die neue Zeit vorerst nur eine Hoffnung. Dante mit seiner Göttlichen Komödie als Entwurf einer universellen und überzeitlichen Ordnung wurde in diesem Moment bei vielen Künstlern zur Inspiration.
Einer von ihnen war Klaus Wrage (1891–1984). Wrage traf auf Dantes Werk, nachdem er 1916 bei Verdun in französische Kriegsgefangenschaft geriet. Der ausgebildete Maler begann mit Illustrationen zu Dantes Text. Es sollte sein Lebenswerk werden.
Die Dänin Ebba Holm (1889–1967), heute zu Unrecht fast völlig vergessen, wurde vermutlich im Zusammenhang mit der Feier zu Dantes 600. Todestag, der auch in Dänemark ein Ereignis war, auf die Göttliche Komödie aufmerksam. Beide, Wrage und Holm, verfertigen jeweils mehr als 100 Holz‑ bzw. Linolschnitte zu Dantes Hauptwerk und dem wohl größten, weil einflussreichsten, literarischen Zeugnis italienischer Sprache.
Eine Auswahl dieser Blätter als „Grundgerüst“ kombiniert und verschränkt gemäß dem Fortlauf der gereimten Gesänge bei Dante und ergänzt durch einige weitere Werke zur Göttlichen Komödie aus…