Stephan Berg
Hiroshi Sugimoto
»Time Exposed«
Kunsthalle Basel, 21.1. – 5.3.1995
Unter einem weißlich grauen Himmel, dessen Horizontlinie genau in der Mitte des Bildes verläuft, liegt das schieferfarbene Meer wie versteinert: eine endlose Leere unter einer weiteren endlosen Leere. Auf einer Anhöhe stehen drei Löwen und schauen auf etwas, das sich außerhalb des Bildes befindet: konzentriert und regungslos in ein fahles, staubiges Licht getaucht. Ein prächtiger Kinosaal glitzert mit seinen vergoldeten Säulen geheimnisvoll und verführerisch im magischen Zwielicht. Aber auf der Leinwand ist kein Film zu sehen, sondern nur ein gleißendes, rechteckiges Nichts aus Licht.
So sieht die Welt aus, wenn sie Hiroshi Sugimoto photographiert. Seit nahezu zwanzig Jahren entwickelt der in letzter Zeit international sehr erfolgreiche Japaner sein Werk ebenso konsequent wie geduldig aus drei zentralen Themenbereichen.
Mit einer hölzernen, amerikanischen Kastenkamera aus dem 19. Jahrhundert photographiert er, immer in schwarz/weiß und stets im selben Format horizontale Meditationen über die Tag- und Nachtseite der Meere dieser Welt (“Seascapes”), Filmtheatersäle und Drive-In-Kinos sowie die illusionistischen Dioramen aus verschiedenen Naturkundemuseen mit ihren ausgestopften Tieren und den gemalten Hintergründen. Dazu kommen mittlerweile Aufnahmen aus Wachsmuseen, die thematisch eng mit den Dioramen-Photos zusammenhängen, deren suggestive Qualität freilich nicht erreichen.
Es ist ein obsessiver Blick, mit dem uns Sugimoto in seinem Werküberblick in der Basler Kunsthalle konfrontiert. Ein Blick, der die Beschränkung auf wenige Kernthemen ebenso braucht wie deren variierende Überprüfung anhand der Serien, die er daraus entwickelt. Innerhalb seiner selbst festgelegten Grenzen entgeht diesem Blick nichts. Mit nahezu chirurgischer Präzision und akribischer, beharrlicher Geduld notiert er auch das…