Reinhard Ermen
Hilma af Klint
»Dimensionen des Malerischen«
Hamburger Bahnhof, Berlin, 15.6. – 6.10.2013
Im Testament verfügte sie, dass ihr gesamtes künstlerisches Werk erst 20 Jahre nach ihrem Tod an die Öffentlichkeit kommen dürfe. Das war 1944. Damit hatte Hilma af Klint, die 1862 in eine Familie schwedischer Seeoffiziere hineingeboren wurde, der posthumen Rezeption ihres außergewöhnlichen Werks erst einmal selbst einen Riegel vorgeschoben. Verschlossen waren damit etwa tausend Werke sowie 125 Notizbücher und Aufzeichnungen von insgesamt 26.000 Blatt. Es hat dann 42 Jahre gedauert, bis einige ihrer Bilder erstmals zu sehen waren. Was dann ans Licht kam, war von faszinierender Exterritorialität, denn Hilma af Klint generierte ihre visionären Bildwelten im Kontakt mit den Geistern, sie agierte auf der Höhe der Zeit (und darüber noch hinaus), aber in einem ästhetischen Zwischenraum, für den gültige Kriterien schwer zu finden sind. In den letzten Jahren setzte sich freilich die Erkenntnis durch, dass der theosophische Aufbruch um 1900 der Kunst wichtige Impulse vermittelt hat. „Okkultismus und Moderne“ hieß eine Ausstellung 1995 in der Frankfurter Schirn, wo af Klint eine monumentale Kuriosität am Rande war. In der aktuellen Retrospektive, die vom Moderna Museet in Stockholm erarbeitet wurde, und nach der Berliner Station noch ins Museo Picasso nach Málaga gehen wird, findet ihr kunsthistorischer Ritterschlag statt. Das Interesse an ihr ist inzwischen gewachsen. Aber während man sie auf der Biennale in Venedig in die somnambule Wunderkammer abgeschoben hat, firmiert sie im Hamburger Bahnhof als „Pionierin der Abstraktion“.
Spiritistische Praktiken sind ihr von Anfang an vertraut. 1896 initiiert sie mit…