VITUS H. WEH
Hier ist Dort 2. Internationale Malereipositionen
Secession, Wien, 14.2. – 14.4.2002
Die Energien der heiligen Hallen haben sich erschöpft. Dort, wo einst der “White Cube” erfunden wurde, dort, wo ab Ende der Achtzigerjahre das neue Interesse an architekturbezogenen Kunstinstallationen sein international wichtigstes Laboratorium fand, also im Tempel des Jugendstils, in der Wiener Secession, dort wissen die Künstler nicht mehr, was sie mit dem großen Hauptraum anfangen sollen. Eine kuriose Umkehrung hat stattgefunden. Plötzlich versprechen nurmehr die niedrigen Kellerräumen oder das abseitige “Grafische Kabinett” – bislang eher ungeliebte Präsentationsräume – künstlerische Rettung. Dort finden heute die spannenden Dinge statt. Die kristalline Sakralität des Hauptraums hingegen erzeugt bei den dort ausstellenden Künstlern vor allem Unbehagen und den Wunsch zu fliehen.
Vorgeführt wird dieses Muster in der Wiener Secession nun bereits seit rund einem Jahr. Auch die aktuelle Ausstellungspaarung ist dafür exemplarisch: Im sogenannten Hauptraum findet man einige sich verflüchtende Arbeiten von Manfred Erjautz (Jg. 1966) – symptomatischerweise steht sein überzeugendstes Werk, ein künstlicher Schneemann, gleich ganz im Hinterhof und kann vom Hauptraum durch ein Fenster betrachtet werden -, während in allen möglichen “Resträumen” eine fulminante, von Anna Meyer konzipierte Malereiausstellung namens “Hier ist Dort 2” zu sehen ist: im Keller und im zugigen Foyer, in den Fluren, an der Außenfassade und in entlegenen Treppenhäusern.
Dass das Gelingen oder Elend der verschiedenen Ausstellungen nun nicht einfach an der Qualität der jeweils präsentierenden KünstlerInnen oder KuratorInnen liegt, zeigt sich immer dann, wenn der Haupt- und die Nebenräume gleichsam aus einer Hand bespielt werden sollen: Besonders…